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Wirtschaft: Geldkonzerne sollen selbst Spielregeln aufstellen

Beratergremium warnt: Nationale Aufseher sind überfordert BERLIN/DÜSSELDORF (Tsp).Weltweit tätige Finanzkonzerne sollen in Zukunft selbst globale Standards für ihre Arbeit festlegen.

Beratergremium warnt: Nationale Aufseher sind überfordert

BERLIN/DÜSSELDORF (Tsp).Weltweit tätige Finanzkonzerne sollen in Zukunft selbst globale Standards für ihre Arbeit festlegen.Das geht nach Angaben des Handelsblatts aus einem Bericht der "Group of Thirty" hervor.Dieses einflußreiche Beratungsgremium aus Bankern, Notenbankern und Wissenschaftlern will eine neue Initiative starten, um die Risiken im Welt-Finanzsystem zu begrenzen.In dem Bericht fordert die Gruppe die führenden Finanzinstitute dazu auf, globale Regeln für das Risikomanagement und die Kontrolle der Global Players zu entwickeln. Die neue Initiative steht im Zusammenhang mit der durch die Mexiko-Krise und das Barings-Debakel geschürten Sorge, daß die Dynamik und die Globalisierung der Märkte das weltweite Finanzsystem anfälliger gemacht habe, und sich die Pleite eines Geldinstituts auf das ganze System auswirken könnte.Nationale Rechnungslegungs-, Berichts- und Aufsichtssysteme genügten nicht, um Geschäftspartnern und Kontrollbehörden einen globalen Überblick über die weltweite Arbeit der Finanzkonzerne zu verschaffen.Auch reiche die internationale Kooperation der Aufseher nicht aus.Deshalb müßte die Finanzindustrie selbst initiativ werden, um so die Rechnungslegung, das Risikomanagement sowie die Publizität zu vereinheitlichen."Es hat keinen Sinn, daß wir an die Bankaufseher appellieren, internationale Standards zu schaffen.Wir verlangen da etwas Unmögliches", sagt Ulrich Cartellieri, Aufsichtsratsmitglied der Deutschen Bank, der als einziges deutsches Mitglied der Arbeitsgruppe angehört.Eigens entwickelte globale Standards seien auch ein Mittel, um zu starke nationale Regeln zu verhindern, mit denen Aufsichtsbehörden die Risiken in den Griff bekommen wollten.Die Gruppe will jedoch nicht die Aufseher ausgrenzen.Vielmehr sieht sie nur dann einen Erfolg ihrer Initiative, wenn die Behörden ihre Ergebnisse als globale Aufsichtsstandards akzeptieren. Das zu entwickelnde globale Regelwerk soll zu einem Zusammenspiel aus Selbstregulierungsmechanismen und aufsichtsrechtlichen Sanktionsmöglichkeiten führen.So könnten Institute, die sich den Standards verweigern, über den Markt - etwa durch Risikoaufschläge oder schlechte Ratings - sanktioniert werden.Außerdem könnten auch die Aufseher Anreize schaffen, die globalen Regeln zu beachten - etwa durch differenzierte Kapitalanforderungen.Dazu fordert die Gruppe einen globalen Koordinator und verlangt eine Vereinheitlichung der Aufsichtsregeln.Damit der Bericht nicht einfach in den Schubladen verschwindet, soll ein Ständiger Ausschuß gebildet werden, der die Arbeiten an dem Regelwerk vorantreiben soll.Bereits in diesem Herbst, hofft Cartellieri, könnte der Ausschuß Gestalt annehmen.

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