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Wirtschaft: General Electric: Aktien-Check bei GE

Nach der geplatzten Fusion von General Electric (GE) und Honeywell International sind Wertpapieranalysten dabei, ihre Prognosen für GE im Licht der veränderten Umstände zu prüfen. Der langjährige GE-Vorstandschef Jack Welch hatte den Deal voriges Jahr kurz vor seinem geplanten Ruhestand eingefädelt.

Nach der geplatzten Fusion von General Electric (GE) und Honeywell International sind Wertpapieranalysten dabei, ihre Prognosen für GE im Licht der veränderten Umstände zu prüfen. Der langjährige GE-Vorstandschef Jack Welch hatte den Deal voriges Jahr kurz vor seinem geplanten Ruhestand eingefädelt. Als in Branchenkreisen Kritik an dem komplizierten und kostspieligen Deal laut wurde, entschied sich Welch kurzer Hand, seinen Abschied um ein Jahr zu verschieben. Er sei keiner, der andere die Suppe auslöffeln lässt, die er selber zubereitet hat, sagte er damals.

Auszulöffeln scheint es jedoch nichts zu geben. Im Gegenteil: Analysten glauben sogar, die EU-Kommission hätte mit der Verhinderung des Zusammenschlusses Welchs designiertem Nachfolger Jeffrey Immelt die Arbeit erleichtert. Sie sehen deshalb keinen Grund dafür, ihre generell positiven Ergebniserwartungen bei GE zu berichtigen. "Schaut man weiter in die Zukunft, hat das GE-Management profitiert, weil man Honeywells Stärken und Schwächen jetzt genau kennt", sagt John Inch von der Investmentbank Bear Stears. Honeywell wird nach Erwartung von Analysten über kurz oder lang entweder als Ganzes oder stückweise verkauft. Inch hält an seiner Bewertung "langfristig akkumulieren" fest und sieht sein Kursziel von 60 durch die Honeywell-Episode nicht in Frage gestellt. GE-Aktien schlossen am letzten Freitag auf 47,45 Dollar. Die Titel hatten um knapp ein Prozent zugelegt, nachdem der Mischkonzern einen Zuwachs des operativen Gewinns im zweiten Quartal auf 3,9 (3,38) Milliarden Dollar beziehungsweise 39 (34) Dollar je Aktie mitgeteilt hatte. Mit diesem Ergebnis trifft GE punktgenau die Erwartungen von Analysten. Ihre Spanne hatte zwischen 38 und 40 Cent gelegen. Merrill-Lynch-Analystin Jeanne Terrile war von einen Cent pro Anteil weniger ausgegangen. Den Gewinn je Aktie für das Jahr 2001 schätzt Terrile auf 1,47 Dollar und für 2002 sagte sie 1,70 Dollar Gewinn voraus. Ihre Analyse ist die erste an der Wall-Street nach der Honeywell-Episode.

Die schwache Weltkonjunktur und der schwache Euro sind im Urteil der Analysten negative Einflüsse, die das Ergebnis im zweiten Halbjahr belasten könnten. Sie verweisen auf den Rückgang von drei Prozent des Überseeumsatzes im zweiten Quartal. Der Service-Sektor, der im Juni-Quartal um zwölf Prozent gestiegen ist, könnte aber den Ausgleich bringen. Die Stärke von General Electric ist der Kraftwerkbau, der im zweiten Quartal 63 Prozent Gewinnanstieg eingebracht hat. Da die Orderbücher bis Ende 2003 voll sind, dürfte die Sparte das Ergebnis positiv beeinflussen.

Wie wird General Electric ohne Honeywell auskommen und nach dem 7. September ohne Jack Welch? Die "Nach-Honeywell-Ära" hat nach Einschätzung von Jeanne Terrile zwei positive Seiten: Zum einen sei General Electric ohne Honeywell weniger von den Konjunkturzyklen abhängig und könne sich nach neuen Wachstumschancen umschauen oder das Wachstum der Sparten Kraftwerkbau, Medizin und Finanzen beschleunigen. Zum anderen falle der Unsicherheitsfaktor weg. "Was die Anleger bei General Electric stets begrüßt haben, ist Zuverlässigkeit; Honeywell bedeutete aber Unsicherheit", sagt Terrile.

Nach Meinung von William Fiala, Analyst bei Edward Jones in St. Louis, verabschiedet sich Welch zu einer Zeit, da der Konzern weiter eine "großartige Performance" an den Tag legt und von einem talentierten Management geführt werde. Die Tatsache, dass Welchs Nachfolger Immelt die Honeywell-Integration erspart bleibt, werde die Übergangszeit erleichtern, meint Fiala. Er rät, das Papier zu akkumulieren. Nicht alle Analysten teilen, was den Geschäftsausblick von General Electric betrifft, die Überschwänglichkeit einiger ihrer Kollegen. "An der globalen Wirtschaftsschwäche kommt niemand vorbei", warnt Tom Burnett von Merger Insight.

Walther Pfaeffle

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