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Wirtschaft: General Motors macht Milliardenverlust

US-Geschäft leidet unter hohen Gesundheitskosten und Rabatten / Gewinnprognose gestrichen

Frankfurt Der weltgrößte Automobilhersteller General Motors (GM) steckt tiefer in der Krise als erwartet. Nach einem Milliardenverlust im ersten Quartal wagte der US-Konzern am Dienstag wegen zahlreicher Unsicherheiten keine Gewinnprognose mehr für das laufende Jahr. Bereits Mitte März hatte das Unternehmen seine Prognose stark reduziert. Allein im Kerngeschäft verlor der Autobauer in den ersten drei Monaten des Jahres 1,98 Milliarden Dollar.

Wie schon in der Vergangenheit war es allein der Finanztochter GMAC zu verdanken, dass der Verlust nicht noch höher ausfiel. Die hochprofitable Finanzsparte drückte mit einem Quartalsgewinn von 728 Millionen Dollar das Minus im Konzern auf etwa 1,1 Milliarden Dollar. Das ist der höchste Fehlbetrag in einem Quartal seit 1992. Damals stand das Unternehmen kurz vor dem Konkurs.

Der Quartalsbericht legt das ganze Ausmaß der Misere offen und dämpfte zugleich Hoffnungen auf eine baldige Erholung des Unternehmens. Auto-Analyst John Casesa von der US-Bank Merrill Lynch bezeichnete die aktuelle Entwicklung als „Hiobsbotschaft“ und empfahl die GM-Aktie zum Verkauf. Das Papier verlor gestern deutlich an Wert.

Analysten bewerteten die GM-Zahlen als schlechtes Omen für den Konkurrenten Ford, der heute Einzelheiten zur künftigen Ausrichtung ankündigen will. Nach GM hatte auch der zweitgrößte US-Autobauer Anfang April die Märkte mit einer Gewinnwarnung geschockt und seine Prognose für 2005 deutlich gesenkt.

Die Situation von GM und Ford hat sich seit Jahresanfang drastisch verschlechtert, weil beide Unternehmen auf dem wichtigen Heimatmarkt dramatische Absatzrückgänge verkraften mussten. Wachsende Konkurrenz, insbesondere durch asiatische Hersteller, sowie steigende Treibstoffpreise fordern ihren Tribut. „Das Ergebnis in Nordamerika ist äußerst enttäuschend“, räumte GM-Chef Rick Wagoner gestern ein. „Wir müssen sowohl die Umsätze erhöhen als auch die Kostenseite unseres Geschäfts verbessern.“ Wagoner hat das Nordamerika-Geschäft inzwischen zur Chefsache gemacht. Der Manager pokert damit hoch. Erzielt Wagoner in Nordamerika keine raschen Erfolge, droht ihm die Ablösung als Konzernchef. Nach Wagoners Worten hat GM in zahlreichen Schlüsselbereichen bereits Fortschritte gemacht. Allerdings brauche der Konzern dringend eine Begrenzung der Gesundheitskosten.

Sie sind für die US-Autokonzerne zu einer großen Belastung geworden. In der Vergangenheit hatten sie den Beschäftigten zugesagt, deren Gesundheitskosten bis ans Lebensende zu übernehmen. Wagoners Hoffnungen, deutliche Kostenentlastungen für das Unternehmen durchzusetzen, scheiterten bislang am Widerstand der mächtigen Automobilbauer-Gewerkschaft UAW. hz/je/HB

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