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Wirtschaft: Gentechnik: Baby-Klone nicht erwünscht

Das englische Parlament steht kurz davor, das Klonen von Menschen zur Fortpflanzung zu verbieten. Möglicherweise folgen schon bald andere Länder diesem Beispiel.

Das englische Parlament steht kurz davor, das Klonen von Menschen zur Fortpflanzung zu verbieten. Möglicherweise folgen schon bald andere Länder diesem Beispiel.

Am Donnerstag vergangener Woche wurde im englischen Oberhaus ein Gesetzesantrag eingebracht. Ziel war es, das Klonen von Babys zu verbieten, wenn sie anschließend ausgetragen werden sollen. Der Antrag wurde auf breiter Front angenommen. Damit würde er innerhalb der nächsten zwei Wochen Gesetz werden. Wer dagegen verstößt, müsste mit einer Geldstrafe und bis zu zehn Jahren Gefängnis rechnen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, dass es eine große Debatte geben oder dass irgendjemand das Klonen von Menschen befürworten wird", sagt ein Sprecher der englischen Human Fertilization and Embryology Authority. Diese Stelle vergibt die Lizenzen für die Embryoforschung.

Andere Länder planen ebenfalls Verbote. Japan hat schon ein Anti-Klon-Gesetz in Kraft gesetzt, und der US-Kongress denkt über ähnliche Vorschriften nach. Anfang vergangener Woche stellte sich der Rechtsausschuss der Vereinten Nationen - ein wichtiges Komitee für derartige Fragen - hinter eine entsprechende Resolution. Sie verlangt nach einem weltweiten Vertrag, der das Klonen von Menschen verbietet. Die 198 Nationen der Generalversammlung werden so einen Pakt wahrscheinlich billigen, obwohl es noch zwei bis drei Jahre dauern dürfte, bis er unterzeichnet wird.

Regierungen sind bestrebt wie noch nie, Anti-Klon-Gesetze zu verabschieden. Immer öfter zeigen Klon-Experimente bei Tieren, dass die Technik identische Kreaturen schaffen kann, die keine offensichtlichen Gesundheitsprobleme haben. Zudem wollen einzelne Ärzte Babys für unfruchtbare Paare klonen - den Gedanke halten die meisten für abscheulich.

England steht im Mittelpunkt der Kontroverse, denn das Land ist darauf aus, bei der neuen Technik ganz vorne mitzumischen. Im Januar erlaubte die Regierung Forschern, im Labor menschliche Embryonen durch Klonen herzustellen. Die Embryos müssen dazu dienen, medizinische Forschung auf dem Gebiet des therapeutischen Klonens zu treiben. Bei diesem Verfahren werden Zellen oder Gewebe des Embryos verwendet, um verschiedene Krankheiten zu behandeln. Zu diesem Zweck legte man ein Gesetz von 1990 sehr großzügig aus.

Diese Neubewertung wird von Anti-Abtreibungs-Gruppen strikt abgelehnt. Sie sind gegen alle Arten des Klonens. Eine Gruppe, die Pro-Life Alliance, ging daher vor Gericht. Sie argumentierte, dass das Gesetz von 1990 nicht für das Klonen gilt. Es definiert nämlich "Embryo" als das Produkt einer Eizelle, die von einem Spermium befruchtet wurde. Auf diese Weise werden Embryos beim Klonen aber nicht hergestellt: sie entstehen vielmehr aus einer Eizelle, in die der Zellkern eines erwachsenen Tieres eingebracht wird. Das Gericht entschied Anfang dieses Monats zu Gunsten von Pro-Life.

Die englische Regierung plant, Berufung einzulegen. Sie hofft auch, dass sie durch das Gesetz, das am Donnerstag vorgelegt wurde, um das Problem herumkommt. Dieses würde Forschern das therapeutische Klonen erlauben, reproduktives Klonen aber ausdrücklich mit Strafe belegen.

Das Gesetz würde auch die Pläne des umstrittenen italienischen Arztes Severino Antinori endgültig durchkreuzen. Dieser hatte vor kurzem angekündigt, er werde sich bemühen, für unfruchtbare Paare in England Babys zu klonen. Bis jetzt hat er nach Angaben der Fertilization and Embryology Authority noch keine Lizenz beantragt. Die Regierung sagt, sie würde so ein Ansinnen zurückweisen. Bis jetzt, zumindest.

Sogar Gruppen, die allermodernste Techniken der Reproduktionsmedizin befürworten, sind vom reproduktiven Klonen nicht begeistert. Bridge Center, eine englische Klinik, an der die Fortpflanzungsmedizin schon lange etabliert ist, lehnt Antinoris Pläne ab. Aus Sicht der Klinik würde jeder, der derzeit in England an einem Programm für reproduktives Klonen teilnimmt, ein Risiko eingehen.

Gautam Naik

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