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GEPLANTE OBSOLESZENZ: Die Strategie des vorzeitigen Verfalls

Geplante Obsoleszenz, so der Fachbegriff für die Strategie des vorzeitigen Verfalls, klingt technisch-modern – sie ist es aber nicht. Der erste bekannte Fall geht zurück auf das Jahr 1924, als sich sämtliche Glühbirnenhersteller international darauf verständigten, die Brenndauer ihrer Birnen von rund 2500 auf 1000 Stunden zu verkürzen.

Geplante Obsoleszenz, so der Fachbegriff für die Strategie des vorzeitigen Verfalls, klingt technisch-modern – sie ist es aber nicht. Der erste bekannte Fall geht zurück auf das Jahr 1924, als sich sämtliche Glühbirnenhersteller international darauf verständigten, die Brenndauer ihrer Birnen von rund 2500 auf 1000 Stunden zu verkürzen. Ähnlich motiviert handelten Zahnpastaproduzenten, als sie die Öffnungen der Tuben vergrößerten. So kommt schon bei leichtem Druck eine größere Menge Zahnpasta aus der Tube, als eigentlich benötigt wird. Seit Jahrzehnten bereits liegen Patente für die quasi unkaputtbare Nylonstrumpfhose vor. Es ist naheliegend, dass niemand sie vertreibt.Im Rahmen von anonymen Befragungen gaben Industrieinsider wiederholt an, dass bessere Qualität ihrer Einschätzung nach zu gleichen Kosten möglich wäre. Berechnungen zufolge könnten jährlich zehn Millionen Tonnen Abfall vermieden und mehr als hundert Milliarden Euro in Deutschland freigesetzt werden, wenn es keine geplante Obsoleszenz gäbe. Demnach wird jeder zehnte Euro durch geplanten Verschleiß verschwendet. Dieses Geld könnten Konsumenten besser anderweitig ausgeben, beklagen Kritiker. Auch Stefan Schridde von der Initiative „Murks? Nein, danke!“ meint: „Langlebigkeit führt ja nicht dazu, dass keiner mehr was kauft.“

Die Industrie möchte darauf nicht wetten. „Indem wir produzieren und die Nachfrage aufrecht erhalten, sichern wir ja auch tausende

Arbeitsplätze
und halten die Wirtschaft in Schwung“, sagte ein Unternehmenssprecher dem Tagesspiegel. Er will nicht namentlich zitiert werden. In anderen Ländern gibt es bereits Siegel, die für mehr Transparenz sorgen sollen. So werden vom Österreichischen Normungsinstitut Geräte, die nachhaltiger sind als andere, mit dem Hinweis „reparaturfreundlich & langlebig“ ausgezeichnet. Die Bundestagsfraktion der Grünen will sich dafür starkmachen, dass Hersteller, deren Produkte nicht zerleg- und reparierbar sind, höhere Umweltabgaben zahlen. Und dass die Gewährleistungsfrist ausgeweitet wird. Das deutsche Recht erfüllt lediglich die Mindestanforderungen der EU.mch

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