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Beim Notebook führt meistens eine "psychische Obsoleszenz", also der dringende Wunsch nach einem noch besseren Gerät, dazu, dass es schneller als nötig eingemottet oder weggeworfen wird.

© Inga Kier/dpa

Geplante Obsoleszenz: Verbraucherministerium will sich erst 2016 mit kaputten Geräten befassen

Verbraucherstaatssekretär Ulrich Kelber (SPD) sieht keine "Nachweise" dafür, dass Geräte absichtlich schlechter gebaut werden als nötig. Der grüne Abgeordnete Peter Meiwald findet das ignorant.

Mit dem Verbraucherärgernis, dass manche Geräte immer schneller kaputt gehen, will sich das Verbraucherministerium zwar noch in dieser Legislaturperiode aber nicht mehr in diesem Jahr beschäftigen. Das geht aus der Antwort von Verbraucherstaatssekretär Ulrich Kelber (SPD) auf eine schriftliche Frage des grünen Abgeordneten Peter Meiwald hervor, die dem Tagesspiegel vorliegt. „Da bislang keine Nachweise dahingehend geführt werden konnten, dass Hersteller den Produktverschleiß gezielt verkürzen, wird zunächst der Endbericht“ einer Studie des Umweltbundesamts (UBA) abgewartet, schreibt Kelber.
Das UBA hatte im März Zwischenergebnisse einer Studie zur Obsoleszenz vorgelegt. Der Gründer der Initiative „Murks, nein danke“, Stefan Schridde, vertritt seit Jahren die These, dass es im Design von Produkten absichtlich eingebaute Schwachstellen gebe. Dafür hat das UBA „noch keine Hinweise“ finden können. Methodisch dürfte der Nachweis fast unmöglich sein. Doch das Öko-Institut, das mit dem UBA gemeinsam an der Studie arbeitet, hat zumindest herausgefunden, dass viele Haushaltsgroßgeräte keine fünf Jahre durchhalten und dann wegen eines Defekts außer Betrieb genommen werden. Bei der Überprüfung der Ursachen für diese Defekte haben die Forscher einige Verschleißteile gefunden, die öfter als andere kaputt gehen.

Verbraucherstaatssekretär Ulrich Kelber (SPD) hält das Thema Obsoleszenz, also die immer kürzere Nutzungsdauer von Geräten, derzeit nicht für ein Top-Thema. Er will erst die Ergebnisse einer Studie des Umweltbundesamtes abwarten.
Verbraucherstaatssekretär Ulrich Kelber (SPD) hält das Thema Obsoleszenz, also die immer kürzere Nutzungsdauer von Geräten, derzeit nicht für ein Top-Thema. Er will erst die Ergebnisse einer Studie des Umweltbundesamtes abwarten.

© Tim Brakemeier/picture-alliance/dpa

Peter Meiwald wirft Kelber vor, die UBA-Studie falsch zu interpretieren: „Kelber leugnet den frühzeitigen Verschleiß.“ Er sagt: „Es braucht verbindliche Vorgaben zur Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit und Qualität von Elektrogeräten.“ Die Verbraucherministerkonferenz der Länder hat im Mai dazu Vorschläge gemacht. Einer davon ist eine Vorgabe, wie lang Ersatzteile vorgehalten werden sollten. Siddharth Prakash, der die Studie für das Öko-Institut leitet, hält den Vorschlag einer zeitlichen Mindestverfügbarkeit von Ersatzteilen für sinnvoll. Allerdings gibt er zu bedenken, dass das nicht ausreiche, solange eine professionelle Reparatur im Vergleich zu Marktpreisen für Neuprodukte als zu teuer erscheine. In solchen Fällen bleiben die Reparaturen oft aus. „Wir nennen das ökonomische Obsoleszenz“, sagte er dem Tagesspiegel.

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