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Gerichtsentscheid: Chrysler-Übernahme durch Fiat gerät in Gefahr

Am Montag entscheidet ein US-Berufungsgericht über die Zukunft von Chrysler. Gläubiger wollen die Übernahme des Konzerns durch Fiat verhindern.

Das Oberste Gericht der USA muss heute auf Antrag von Gläubigern darüber entscheiden, ob die Übernahme des insolventen Konzerns Chrysler durch den italienischen Autohersteller Fiat länger ausgesetzt wird als nur bis heute Nachmittag (16 Uhr bzw. 22 Uhr MESZ). Die drei klagenden Rentenfonds aus Indiana wollen aber erreichen, dass das Geschäft bis zur Entscheidung des Gerichtes ausgesetzt wird.

Diese Entscheidung aber kann Wochen oder gar Monate auf sich warten lassen - und Fiat dazu bewegen, von dem Geschäft zurückzutreten. Die Italiener haben die Möglichkeit, den Deal platzen zu lassen, wenn er bis zum 15. Juni nicht rechtlich sicher ist. Da kein anderer Investor für den maroden US-Autobauer in Sicht ist, könnte das das Ende des Traditionsunternehmens bedeuten.

Chrysler steht bei den Pensionsfonds mit 42 Millionen Dollar in der Kreide. Nach dem Sanierungsplan, dem 92 Prozent der Gläubiger zugestimmt haben, sollen die Geldgeber nur etwa 29 Cent eines jeden geschuldeten Dollars zurückbekommen. US-Medienberichten zufolge wären die Einbußen der Indiana-Pensionsfonds jedoch deutlich geringer als das: Sie hätten die Chrysler-Schuldpapiere erst im Juli vergangenen Jahres mit massiven Abschlägen gekauft, und zwar zu 43 Cent auf einen Dollar Nominalwert.

Insgesamt schuldet der Autobauer privaten Gläubigern knapp sieben Milliarden Dollar (fünf Milliarden Euro). Sie sollen insgesamt nur zwei Milliarden Dollar zurückbekommen.

Die US-Regierung versucht, Chrysler in einem Eilverfahren durch die Insolvenz zu bringen und zur Sanierung in die Hand von Fiat zu legen. Noch zum Start des Gläubigerschutzverfahrens am 30. April hatten die meisten Fachleute den raschen Neuanfang für unmöglich gehalten. Nun könnte Chrysler die Insolvenz in den nächsten Tagen verlassen, wenn das Oberste Gericht die Gläubiger abschmettert. Außerdem: Chrysler ist ein Testlauf für den ebenfalls insolventen General-Motors-Konzern, bei dem auch ein Blitz-Insolvenzverfahren geplant ist.

Die Italiener sollen zunächst 20 Prozent an Chrysler übernehmen und über mehrere Schritte die Option auf eine spätere Mehrheit haben. Vorerst wird aber die Autogewerkschaft UAW im Tausch für Milliarden-Zugeständnisse die Mehrheit an Chrysler halten, die USA und Kanada den Rest. Der Autobauer hat 54 000 Beschäftigte weltweit, den Großteil davon mit 38.000 in den USA.

Die Rentenfonds aus Indiana hatten zuvor einen Insolvenzrichter und ein Berufungsgericht angerufen - und waren unterlegen.

ZEIT ONLINE, sp, dpa

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