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Wirtschaft: Gesamtmetall will anderen Flächentarifvertrag

Flexiblere betriebliche Lösungen gefordert / Stumpfe: "Die Sache drängt" / Sondersitzung der IG Metall FRANKFURT (MAIN) (ro).Die wirtschaftliche Lage in der deutschen Metall- und Elektroindustrie hat sich zwar stabilisiert, und die Aussichten sind nach Ansicht des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall durchaus gut.

Flexiblere betriebliche Lösungen gefordert / Stumpfe: "Die Sache drängt" / Sondersitzung der IG Metall

FRANKFURT (MAIN) (ro).Die wirtschaftliche Lage in der deutschen Metall- und Elektroindustrie hat sich zwar stabilisiert, und die Aussichten sind nach Ansicht des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall durchaus gut.Aber weil der Aufschwung nicht gefährdet werden soll und weil nach wie vor ein Viertel der Betriebe in roten Zahlen steckt, fordert Gesamtmetall mit der "Frankfurter Erklärung zur Reform des Flächentarifs" einen drastischen Kurswechsel.Hauptpunkte: Die Öffnung der Tarifverträge für Betriebsklauseln, ein tariflicher Arbeitszeitkorridor von 30 bis 40 Wochenstunden, erfolgsabhängige Jahreszahlungen und neue Wege zur Konfliktlösung.Noch bis zum Jahresende will Gesamtmetall-Präsident Werner Stumpfe, wie er am Montag in Frankfurt betonte, Gespräche mit der IG Metall aufnehmen, Ende 1998 sollte man fertig sein."Die Sache drängt.Es geht um fünf Millionen Arbeitsplätze." Die Spitze der IG Metall beriet am Nachmittag in Frankfurt auf einer Sondersitzung über den Tarifvertrag.Der Vorstand hatte Nachbesserungen bei dem erst im September in Baden-Württemberg vereinbarten Abschluß gefordert. Stumpfe verhehlt freilich nicht, daß die wirtschaftliche Situation der Betriebe nicht mehr so prekär ist wie noch vor einem Jahr.Nachdem noch 1996 in der Branche rund 120 000 Jobs gestrichen wurden, konnten seit Jahresmitte wieder 35 000 neue Stellen geschaffen werden.Ohne die moderaten Tarifabschlüsse der letzten beiden Jahre wäre dies nicht möglich gewesen.Gleichzeitig führt Stumpfe einen großen Teil dieser Entwicklung auf die vielen betrieblichen Lösungen zurück.Weil es aber bei vielen Betrieben noch hakt, sollen die Tarifverträge um eine Betriebsklausel ergänzt werden, die abweichende Regelungen zuläßt.In betrieblichen Problemlagen müsse es möglich sein, daß Arbeitnehmer ihren Arbeitsplatz und ihr Einkommen vorübergehend auch durch verlängerte Arbeitszeit ohne Lohnausgleich sichern.Dies gelte ganz besonders für Ostdeutschland, wo mit Blick auf den Tarifvertrag immer noch die Fehleinschätzung gelte, "die wir nach der Wende gemeinsam mit der IG Metall begangen haben." Dort sei Tarifflucht an der Tagesordnung.Deswegen müsse für die ostdeutschen Betriebe eine neue tarifpolitische Basis gefunden werden. Auch bei der Arbeitszeit müßten, sagt der Gesamtmetall-Präsident, "Dogmen aus der Welt".Wöchentlich soll lediglich ein Korridor von 30 bis 40 Stunden festgelegt werden.Alles andere sollen die Betriebe in Absprache mit Betriebsrat und Beschäftigten regeln.Auch beim Geld ist nach Auffassung Stumpfes mehr Bewegungsfreiheit unabdingbar.Zwar will Gesamtmetall ein bestimmtes Grundgehalt nicht antasten.Aber tarifliche Leistungen wie Weihnachts- und Urlaubsgeld oder vermögenswirksame Leistungen sollen in Zukunft an den Erfolg oder Mißerfolg des Unternehmens gekoppelt werden.Dabei geht es nach Angaben von Gesamtmetall bei einem Metaller im Schnitt um zehn Prozent des Jahreseinkommens.Allerdings ist auch Stumpfe klar, daß für solche Schritte eine weitgehende Transparenz über die Lage des Unternehmens gegeben und Verläßlichkeit garantiert sein muß."Dafür brauchen wir ein neues Verständnis von Fairneß." Stumpfe befürwortet solche Vereinbarungen im übrigen nur dann, wenn beide Seiten zustimmen.Ist das nicht der Fall, sollen die tarifvertraglichen Regelungen weiter Bestand haben. Schließlich wünscht sich Gesamtmetall neue Formen der Konfliktvermeidung und der Konfliktlösung."Die Zeit der alten Arbeitskampfrituale muß vorbei sein.Streik und Aussperrung sind nicht mehr zeitgemäß." Stumpfe kann sich dabei die frühzeitige Einschaltung eines Vermittlers vorstellen."Wir wollen der IG Metall keine Zähne ziehen." Man solle nach Lösungsmöglichkeiten suchen, "die den Arbeitskampf überflüssig machen".

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