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Geschäft mit Kreditkarten: Landesbank setzt auf Ratenkredite

Die Landesbank Berlin kauft das Konsumentengeschäft der BHW Bank und stärkt ihre Rolle als größter Kreditkartenanbieter.

Berlin - Die Landesbank Berlin (LBB) baut ihr Geschäft mit Konsumentenkrediten bundesweit deutlich aus. Wie die Bank am Montag mitteilte, übernimmt sie 179 000 Kreditkunden der BHW Bank, einer Tochter der Postbank. Hinzu kommen 125 000 Kreditkarten von 89 000 Kunden. Insgesamt liegt das erworbene Kreditvolumen laut LBB bei rund 485 Millionen Euro. „Mit dem Zukauf stärken wir deutlich unser Konsumentenkreditgeschäft“, erklärte LBB-Chef Hans-Jörg Vetter. Die BHW-Sparte solle innerhalb der nächsten sechs Monate in die LBB integriert werden. Über den Preis sei Stillschweigen vereinbart worden. Branchenkenner gehen davon aus, dass das Paket einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag gekostet habe – zusätzlich zum eigentlichen Kreditvolumen.

Das Geschäft markiert den Beginn der strategischen Neuausrichtung der Bank, die der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) im vergangenen Sommer für 5,3 Milliarden Euro vom Land Berlin gekauft hatte. DSGV-Präsident Heinrich Haasis hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrmals angekündigt, das Geschäft mit Ratenkrediten deutlich ausbauen und die LBB zum zentralen Anbieter dieser Kredite für alle deutschen Sparkassen machen zu wollen. Dazu ist jetzt ein erster Schritt getan. Zu dem erworbenen Paket zählen nämlich auch 8300 Händlerbeziehungen, die die LBB künftig nutzen kann. Dem Vernehmen nach befinden sich darunter zum Beispiel große Baumarktketten, aber auch regionale Möbelhäuser. Wenn deren Kunden ihre Einkäufe auf Raten finanzieren, gehen sie künftig einen Kreditvertrag mit der Landesbank Berlin ein.

DSGV-Präsident Haasis begrüßte den Abschluss. Er sei ein „sinnvoller Schritt“ zur Stärkung des Kerngeschäfts und entspreche „der Strategie, welche die Sparkassen mit der Landesbank verfolgen“, sagte Haasis dem Tagesspiegel. „Damit erhält die LBB die Chance, auf einem Gebiet tätig zu werden, das betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll von einzelnen Sparkassen wahrgenommen werden kann.“

Anders als die Absatzfinanzierung zählt das Kreditkartengeschäft schon lange zur Domäne der LBB. Sie war bereits bisher nach eigenen Angaben mit rund 1,8 Millionen ausgegebenen Kreditkarten Marktführer in Deutschland und vertreibt ihre Karten unter anderem über Partner wie den ADAC, den Onlinehändler Amazon und die Fluggesellschaft Air Berlin sowie über ihre Onlinetochter Netbank. Nun kommen 125 000 weitere Karten hinzu.

Für die Kunden der BHW Bank ändere sich zunächst nichts, hieß es bei der LBB auf Anfrage. Konditionen und Ansprechpartner sollen erhalten bleiben. 25 Außendienstmitarbeiter wechseln von der BHW Bank zur LBB. Auch die Betreuung über das Callcenter werde fortgesetzt. Wenn das BHW-Geschäft vollständig in die LBB integriert sei, könnten sich Bankleitzahlen und eventuell auch Kontonummern ändern. „Darüber wird die Landesbank die Kunden rechtzeitig informieren“, sagte eine Sprecherin.

Für die Postbank bedeutet der Verkauf einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einer Neuordnung des Konzerns. Die größte deutsche Filialbank hatte die BHW Bank vor zwei Jahren bei der 1,8 Milliarden Euro schweren Übernahme der BHW Bausparkasse miterworben. Seit mehreren Monaten hatte sie Optionen für die Banktochter ausgelotet und zeitweise auch einen Komplettverkauf in Betracht gezogen. Nun will sie zumindest das Fondsgeschäft der BHW Bank behalten. Die Depotkunden seien Kernkunden, sagte ein Sprecher auf Anfrage. Postbank-Chef Wolfgang Klein will den Vertrieb der Bank stärker auf die rund 4,6 Millionen Stammkunden ausrichten, die ihre Geschäfte vorwiegend über die Postbank abwickeln. Insgesamt zählt das Institut fast 15 Millionen Kunden.

Stefan Kaiser

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