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Gemeinsam lächeln. Vize-Premier Li Keqiang und Minister Rainer Brüderle.

© dpa

Geschäfte mit China: Zoff um seltene Erden

Im Rahmen des Staatsbesuches von Chinas Vize-Regierungschef Li Keqiang hat Wirtschaftsminister Rainer Brüderle China aufgefordert, dem Westen den Zugang zu den sogenannten "Seltenen Erden" nicht zu erschweren.

Berlin - In einem Gespräch mit Li betonte Brüderle am Donnerstag in Berlin die Wichtigkeit der Rohstoffe für den technologischen Fortschritt der Industrienationen. Dies teilte eine Sprecherin des Ministeriums mit. China solle seine Haltung zur Einschränkung des Exports überdenken.

Das Land hatte angekündigt, die Ausfuhr der Seltenen Erden, die für die Herstellung von Computern, Monitoren und Akkus unverzichtbar sind, in der ersten Jahreshälfte 2011 um 35 Prozent zu senken. Dies sorgte für Unruhe in den Industriestaaten, da China 97 Prozent des weltweiten Bedarfs abdeckt. Das Drängen Brüderles passt zu den Zusagen von Schwarz-Gelb an die Industrie, den Nachschub an Rohstoffen zu sichern.

China begründete die Exportdrosselung mit der bislang übermäßigen Ausbeutung der seltenen Metalle.Wie Freitag bekannt wurde, will die Volksrepublik darüber hinaus die Umweltschutzauflagen für die Förderung der Seltenen Erden verschärfen. Das Umweltministerium veröffentlichte chinesischen Presseberichten zufolge einen Entwurf mit strengeren Vorschriften für die Bergbauindustrie, die ab Februar gelten sollen. Unter anderem werden die Quoten für Schadstoffe, die beim Abbau anfallen dürfen, gesenkt.

Dies könnte die Kosten für Seltene Erden weiter in die Höhe treiben. „Die künstliche Verknappung kann zu Preissteigerungen und Lieferengpässen bei stark nachgefragten Geräten führen“, warnte der IT-Branchenverband Bitkom am Freitag und forderte die Bundesregierung auf, der einseitige Abhängigkeit von China entgegenzusteuern.

Li wies die Sorgen Brüderles wegen der Exportbeschränkungen aber zurück. Das Land werde die Welt weiter stabil mit Seltenen Erden versorgen, sagte er nach Angaben aus Teilnehmerkreisen bei einem Treffen mit deutschen Managern. Verschiedene Nationen versuchen mittlerweile aber, sich aus der Rohstoff-Abhängigkeit von China zu befreien. So will Südkorea zusammen mit Japan neue Vorkommen der Seltenen Erden in Australien, Kirgistan und Südafrika suchen.

Japan selbst entwickelt momentan einen Tiefseeroboter, der vor der japanischen Küste die speziellen Rohstoffe fördern soll. Dort vermutet das Land große Vorkommen an Hochtechnologie-Metallen und anderen Erzen. Die Technologie soll jedoch erst in zehn Jahren zur Marktreife gelangen, wie die japanische Tageszeitung „Yomiuri Shimbun“ am Freitag berichtete.

Bei seinem Besuch in Berlin traf Li auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Bundespräsident Christian Wulff und Außenminister Guido Westerwelle (FDP). Merkel erklärte, sie habe mit Li „ein sehr intensives und freundschaftliches Gespräch“ gehabt. Dabei sei es um die gesamten bilateralen Beziehungen von der wirtschaftlichen Zusammenarbeit bis hin zum Menschenrechtsdialog gegangen, wie ein Sprecher sagte.

Li kündigte bei seinem Besuch an, sein Land wolle sich für deutsche Unternehmen weiter öffnen und habe großes Interesse an einem stabilen Euro und einem geeinten Europa. Der Kontinent werde weltweit einer der wichtigsten Märkte für chinesische Finanzinvestitionen bleiben.

Am Rande des Besuchs vereinbarten mehrere deutsche Unternehmen Verträge im Gesamtwert von 8,7 Milliarden Euro ab, wie der chinesische Botschafter in Berlin, Wu Hongbo, mitteilte. VW brachte ein Beschaffungsprogramm im Wert von 2,6 Milliarden Euro unter Dach und Fach, ein geplantes Projekt von Mercedes-Benz hat ein Volumen von gut 2,1 Milliarden Euro. Außerdem wurden Verträge über die Lieferung von drei Containerschiffen vereinbart. Ein weiterer Projekt sieht die Modernisierung eines Atomkraftwerkes vor.

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