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Vor allem im Baugewerbe ist das Geschäftsklima gut.

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Geschäftsklima: Berliner Handwerk kann punkten

Den Handwerksbetrieben geht es so gut wie seit über 20 Jahren nicht mehr. Vor allem das Baugewerbe legt zu.

Von Carla Neuhaus

Berlin - „Wir waren über die guten Zahlen selbst überrascht“, sagt Stephan Schwarz und lächelt. Der Präsident der Berliner Handwerkskammer ist an diesem Mittwochmorgen sichtlich gut gelaunt – und er hat allen Grund dazu: Der Geschäftsklimaindex für das Berliner Handwerk ist auf 113 Punkte geklettert. „Das ist der beste Wert seit mehr als 20 Jahren“, sagt Schwarz. Nur 1991, als Folge der Wiedervereinigung, hatte der Wert noch darüber gelegen.

2700 Betriebe, vom Friseur bis zum Heizungsbauer, hat die Kammer nach ihrer derzeitigen Geschäftslage und ihren Erwartungen für die kommenden Monate befragt und aus den Antworten den Index errechnet. Schon im letzten Jahr sei das Ergebnis sehr gut gewesen. „Deshalb haben wir eigentlich mit einer Eintrübung auf hohem Niveau gerechnet“, meint Schwarz. Stattdessen wurde der Vorjahreswert um neun Punkte übertroffen. 34 Prozent der Betriebe gaben an, ihre Geschäftsergebnisse seien gut, 48 Prozent waren zufrieden, und nur 18 Prozent sprachen von schlechten Ergebnissen. Besonders gut geht es derzeit dem Bau- und Ausbaugewerbe. Der Willy-Brandt-Flughafen wirke wie ein „kleines Konjunkturprogramm“. Hinzu komme, dass es im Baugewerbe derzeit einen Nachholeffekt gebe. Während der Finanzkrise seien viele Investitionsvorhaben wie etwa ein Um- oder Anbau zurückgestellt worden, sagte Schwarz. Das würde jetzt nachgeholt. „Außerdem spüren wir bei Privatleuten eine Neigung, ihr Erspartes in die Renovierung ihrer Wohnung oder ihres Hauses zu stecken, statt das Geld anzulegen.“

Verschlechtert hat sich, entgegen dem allgemeinen Trend, das Geschäftsklima im Kraftfahrzeuggewerbe. Werkstätten hätten beispielsweise weniger Aufträge: Als eine Spätfolge der Abwrackprämie seien mehr neue Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs, die seltener repariert werden müssten. Doch auch die Kfz-Betriebe sind optimistisch, dass sich ihre Auftragslage bald wieder bessern wird.

Branchenübergreifend soll sich der Positivtrend im Handwerk in den nächsten Monaten fortsetzen. Die Auftragsbücher seien derzeit gut gefüllt, die Betriebe zu 80 Prozent ausgelastet. Rund ein Viertel der Firmen glaubt zudem, dass sich ihre Geschäftslage noch weiter verbessern wird. Ebenso viele wollen in den kommenden Monaten neues Personal einstellen. Hauptgeschäftsführer Jürgen Wittke wertet das als sehr gutes Zeichen: „Beschäftigung wird erst dann aufgebaut, wenn Betriebe auch mittel- bis langfristig Vertrauen in die positive Entwicklung haben.“ Derzeit sind etwa 185 000 Berliner bei Handwerksbetrieben beschäftigt. „Die Zahl könnte aber noch größer sein, wenn auch alle Stellen erfolgreich besetzt werden könnten“, sagt Wittke. Vielen fehlten Fachkräfte – derzeit haben 28 Prozent der Berliner Handwerksbetriebe noch Stellen offen. Carla Neuhaus

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