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Wirtschaft: Gescheiterte Anzugträger

Manager stolpern vor allem über eins: ihr Ego

TopManager jonglieren mit Milliarden und sind für tausende Jobs verantwortlich. Doch die Vorstandsvorsitzenden versagen oft. Nach Börsencrash, New-Economy- Desaster und Wirtschaftskrise lassen sich viele Gescheiterte aufzählen: Ron Sommer (Telekom), Thomas Middelhoff (Bertelsmann), Bernie Ebbers (Worldcom), Jean- Marie Messier (Vivendi), Rolf-Ernst Breuer (Deutsche Bank) und so weiter. Die Wirtschaftsjournalistin Barbara Bierach sucht in dem Buch „Das herrschende Geschlecht“ die Gründe für das Versagen der Manager in ihrem übersteigerten Ego.

Nach Ansicht von Bierach überschreiten viele Führungskräfte auf ihrem Weg nach oben den schmalen Grat zwischen gesundem Selbstvertrauen und krankhaftem Übermut. Warum kaufte Ex-Volkswagenchef Ferdinand Piëch für einen Massenhersteller wie VW die Edelmarken Rolls Royce und Lamborghini? Warum setzte Daimler-Boss Jürgen Schrempp die Übernahme von Chrysler durch, obwohl sie sich bis heute nicht als werthaltig erwiesen hat? Die Begründung zu finden, fällt der Autorin schwer. Einleuchtend ist, dass die Selbstsucht der Manager in der Mediengesellschaft gefördert wird. So trug der ehemalige Dresdner-Bank-Chef Bernd Fahrholz immer ein Puderdöschen für den Fall bei sich, dass er zufällig einem Fernsehteam begegnete. Die psychologischen Erklärungen für das Verhalten der Top-Manager kratzen aber nur an der Oberfläche. Minderwertigkeitskomplex? Kindheitstrauma? Auch Bierach weiß es nicht und kommt zum allgemeinen Schluss: „Viele Manager sind nicht nur nicht rational, sondern geradewegs in den Randbereichen geistiger Gesundheit.“ Das ist unterhaltsam zu lesen. Letztlich bleibt aber nur die Erkenntnis: Top-Manager sind auch nur Menschen. msh

Barbara Bierach: Das Herrschende Geschlecht. Warum Bosse zu Barbaren werden. Econ Verlag, 309 Seiten, 22 Euro

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