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© dpa

Gescheiterte Übernahme: Air Berlin: ''Die Probleme bleiben''

Es hätte der Befreiungsschlag sein sollen, auf den der Aktienmarkt gewartet hatte: Air Berlin hat die Übernahme von Condor abgesagt, doch die weitere Strategie bleibt unklar.

Berlin -  Wann gibt Air Berlin endlich den Verzicht auf die teure Übernahme von Condor bekannt? Diese Frage hatten Händler, Analysten und Journalisten immer wieder gestellt. Und als die Nachricht am Freitag um kurz nach acht kam, explodierte der über Monate gebeutelte Aktienkurs auch: Fast zwölf Prozent betrug das Plus zeitweise – und löste sich doch wieder in Luft auf. Mit 3,70 Euro lag der Kurs am späten Nachmittag exakt auf Vortagesniveau. Das Papier ist nicht mal ein Drittel so viel wert wie beim Börsengang vor zwei Jahren.

Schuld am Kursdebakel war erneut der Ölpreis, der am Freitag wieder alle Rekorde brach und zeitweise sogar über 147 Dollar pro Barrel (159 Liter) lag. Martina Noß, Analystin der NordLB, rät Air Berlin, den Sparkurs noch zu verschärfen. „Wir haben nun einen Sorgenfaktor weniger, aber die grundsätzlichen Probleme bleiben.“ Da Air Berlin nur unzureichend gegen die steigenden Kerosinpreise abgesichert sei, müssten alle anderen Kosten gesenkt werden. „Es muss gespart werden, wo es nur geht. Und das reicht dann hoffentlich“, sagte Noß.

Das Lob für die Absage an Condor fiel auch bei anderen Analysten verhalten aus. „Es herrscht Erleichterung, dass der Deal geplatzt ist. Aber auch ohne den Deal ist keines der strategischen Probleme von Air Berlin gelöst“, sagte etwa Alexander Groschke von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Einen Rat für das Management habe er nicht: „Das Marktumfeld bleibt schlecht, die Devise heißt: weiter Durchwurschteln.“ Ob Air Berlin ein Übernahmeziel ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. „Jeder, der jetzt sagt, dass er einen Billigflieger kauft, wird von den Investoren erschossen“, meinte Groschke. Doch Noß kann sich vorstellen, dass finanzstarke Investoren aus Asien, dem arabischen Raum oder Russland interessiert sein könnten. „Air Berlin ist billig und hat ja als Airline einen hervorragenden Ruf.“

Eigentlich hatte die Condor-Übernahme mit einem Volumen von 500 Millionen Euro bis Februar 2009 vollzogen sein sollen. Air Berlin muss nun auf rund acht Millionen zusätzliche Passagiere pro Jahr und neue Zielen in Afrika, Asien und Amerika verzichten.

Thomas Cook will „eine Reihe von Optionen“ prüfen. Analysten halten es für denkbar, dass Condor sich in die Verhandlungen von Tui und Lufthansa über eine Fusion ihrer beiden Töchter Tuifly und Germanwings einklinkt. Die Idee war unter dem Namen „Bluewings“ bereits Ende 2006 zirkuliert worden. Offen ist, was das Bundeskartellamt sagen würde, da Condor zu 75 Prozent der Arcandor-Tochter Thomas Cook gehört, die Lufthansa aber den Rest hält.

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