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Wirtschaft: "Geschenke werden in Asien immer öffentlich überreicht"

BERLIN .Der Korruptionsfall, in den Siemens in Südkorea offenbar verwickelt ist, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt.

BERLIN .Der Korruptionsfall, in den Siemens in Südkorea offenbar verwickelt ist, ist alles andere als ein Kavaliersdelikt.Erhärtet sich der Verdacht, dürfte das für den den Konzern drastische Folgen haben, prognostiziert Peter Eigen, Vorsitzender von Transparency International in Berlin, gegenüber dem Tagesspiegel.Zum einen wird sich Südkorea nach seiner Ansicht die Chance nicht entgehen lassen, öffentlichkeitswirksam gegen Bestechung vorzugehen.Zum anderen drohen Siemens möglicherweise strafrechtliche Konsequenzen - als erstem deutschen Unternehmen, das sich im Ausland mit hierzulande Verbotenem erwischen ließ.

Transparency prangert Korruption weltweit an und wirbt für eine saubere Politik ohne Bestechung.Zu diesem Zweck beobachtet die Organisation, wie es die Staaten mit der Korruption halten - auch Südkorea.Im aktuellen Korruptions-Index der regierungsunabhängigen Experten steht Südkorea auf Rang 43 - im Mittelfeld von insgesamt 85 Nationen, die sie ausgewertet haben.Aber sind Geschenke im Fernen Osten denn nicht gang und gäbe? Deutsche Unternehmen, so ist oft zu hören, paßten sich doch lediglich den lokalen Gepflogenheiten an, wenn sie öffentlichen Bediensteten ein Trinkgeld zahlten."Dieses Argument ist scheinheilig", sagt Eigen."In Asien herrscht eine Geschenkkultur, aber Geschenke werden immer öffentlich überreicht." Schließlich vergrößere die Gabe das Prestige des Schenkenden und des Beschenkten.Ein heimliches Geschenk erfülle diesen Zweck nicht.Wer den Menschen in Ostasien sage, sie seien inhärent korrupt, der sei unverschämt, schimpft der Transparency-Chef.

"Der Trend in Korea geht hin zu größerer Sauberkeit", stellt Eigen fest.Zwei ehemalige Präsidenten seien wegen Korruption zum Tode verurteilt und später begnadigt worden.In diesen Tagen gebe es eine große Konferenz, an der unter anderem Weltbank-Chef James Wolfensohn teilnehme - Thema: Korruption.Kürzlich sei zudem eine Anti-Korruptions-Stelle eingerichtet worden.Die Öffentlichkeit ist nach Auffassung von Transparency höchst sensiblisiert: Wer besteche, müsse mit harten Strafen rechnen.Eigen: "Die Regierung wird ein Exempel statuieren." Daß es gerade Siemens trifft, überrascht die Fachleute von Transparency.Aber es sei klar, daß der Abschreckungseffekt mehr Aufmerksamkeit errege, wenn es ein Weltklasse-Unternehmen treffe.Eigen, in der Siemens-Stadt Erlangen geboren, wundert sich über die Vorwürfe gegen Siemens: Denn der Konzern gehöre nicht zu denen, die auf Korruption angewiesen seien.Das nämlich sind nach Ansicht von Transparency eher kleine Firmen, die neu in einen Markt einsteigen.Dagegen würden die großen multinationalen Konzerne zunehmend darauf verzichten zu bestechen."Wer im Ausland korrumpiert, ist geneigt, im Inland genauso zu verfahren", konstatiert Eigen.Es sei ein Spagat für die Manager eines Konzerns, Mitarbeiter im Ausland zur Korruption zu ermutigen und sie im Inland zu bekämpfen.Das funktioniere nicht.

Dabei sind Bestechungsgelder, die ein deutsches Unternehmen im Ausland zahlt, sogar als besonderer Aufwand von der Steuer absetzbar.Trotzdem ist Korruption, die jemand im Ausland begeht, in Deutschland strafbar: Mitte Februar trat eine Konvention der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) in Kraft - auch in Deutschland."Die Kriminalisierung der Korruption wird die Spielregeln der Weltwirtschaft neu schreiben", sagt Eigen.Siemens will die Antikorruptions-Richtlinie zwar ins innerbetriebliche Kontroll- und Aufsichtswesen einarbeiten.Aber möglicherweise setzt es schon jetzt Strafen.Dazu indes muß die Straftat seit Mitte Februar begangen worden sein - was derzeit noch unklar ist.

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