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Frauen führen nicht besser, nicht schlechter als Männer - aber anders.

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Geschlechterunterschiede: Studie: Frauen führen anders

After-Sun und Schokolade: Chefinnen motivieren Mitarbeiter und Geschäftspartner anders als ihre männlichen Kollegen, belegt eine Studie. Statussymbole sind ihnen nicht so wichtig - die Kundenbindung dafür umso mehr.

Von Carla Neuhaus

Es sind die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Wenn Bauunternehmerin Carola Kirchner einen Kunden besucht, der auf die Fertigstellung eines Auftrags warten musste, bringt sie ihm als Gag ein Geduldsspiel mit. Nach den Sommerferien verteilt die 57-Jährige schon mal After-Sun-Lotion bei ihren Kunden, vor Ostern hat sie Schoko-Hasen dabei. „Ein Mann würde so etwas nicht machen“, sagt Kirchner, die die Berliner Firma Isolier- und Bautechnik GmbH leitet. Als Geschäftsführerin hat sie es in der Baubranche nicht leicht. Und trotzdem – oder gerade deshalb – setzt sie bei der Unternehmensführung auf ihren ganz eigenen Stil.

„Frauen führen nicht unbedingt besser als Männer“, sagt sie, „aber sie führen anders“. Das bestätigt eine Studie, die der Verband der Deutschen Unternehmerinnen (VDU) am Montag in Berlin vorgestellt hat. 440 Frauen aus der Wirtschaft hat der Verband befragt und ihre Antworten mit denen von 200 Entscheidern aus dem Mittelstand verglichen.

Das Ergebnis: Während Männer einen Schwerpunkt auf Finanzen und Investitionen legen, konzentrieren sich Frauen auf die Zufriedenheit ihrer Kunden und Mitarbeiter. 97 Prozent der Frauen sagen, dass die Kundenbindung für sie eine wichtige Rolle spielt. Bei den männlichen Kollegen sind es zehn Prozentpunkte weniger.

Frauen legen weniger Wert auf Dienstwagen

Auch motivieren Frauen laut Studie ihre Mitarbeiter auf andere Weise als ihre männlichen Kollegen. Sie setzen stärker auf Angebote zur Weiterbildung und zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf. „Monetäre Leistungen stehen dagegen nicht im Vordergrund“, schreiben die Autoren. Soll heißen: Der Dienstwagen oder eine hohe Bonizahlung sind Frauen weniger wichtig als ihren männlichen Kollegen. „Das alles sind zwar kleine, aber feine Unterschiede“, sagt VDU-Geschäftsführerin Carola Köster-Brons.

Mit diesen kleinen Unterschieden kennt die Berliner Bauunternehmerin Carola Kirchner sich aus. Ihren Führungsstil beschreibt sie als teamorientiert. Sie hat die Firma, die zum Beispiel Parkhäuser saniert oder Tiefgaragen trocken legt, 2006 übernommen, als der vorherige Geschäftsführer in Rente ging. Ihre Teamorientierung zeigt sich zum Beispiel bei den regelmäßigen Abteilungssitzungen. Bei denen hat Kirchner einen Tagesordnungspunkt eingeführt, den sie „Wo der Schuh drückt“ nennt. „Jeder Mitarbeiter soll offen seine Meinung sagen“, sagt sie. Das habe weniger etwas mit Gut-Menschentum zu tun. „Es ist eine Frage des Erfolges“, meint sie. „Als Chefin bin ich immer nur so gut, wie mein letzter Mann auf der Baustelle.“

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