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Wirtschaft: Gespräch mit Alexander Liwschiz, russischer Bevollmächtigter für die G 7

Die Auswirkungen des angekündigten Rücktritts von IWF-Chef Michel Camdessus werden in Russland unterschiedlich eingeschätzt. Mit großen Folgen für die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF), Russland die zweite und dritte Tranche des 4,8 Milliarden Dollar Kredits zur Bedienung von russischen IWF-Schulden zu bewilligen oder nicht, rechnet der Bevollmächtigte von Russlands Präsident für die G 7-Staaten, Alexander Liwschiz, nicht.

Die Auswirkungen des angekündigten Rücktritts von IWF-Chef Michel Camdessus werden in Russland unterschiedlich eingeschätzt. Mit großen Folgen für die Entscheidung des Internationalen Währungsfonds (IWF), Russland die zweite und dritte Tranche des 4,8 Milliarden Dollar Kredits zur Bedienung von russischen IWF-Schulden zu bewilligen oder nicht, rechnet der Bevollmächtigte von Russlands Präsident für die G 7-Staaten, Alexander Liwschiz, nicht. Alles hänge von der Qualität des Programms und nicht von der Person des Vorsitzenden ab, sagte er dem Handelsblatt. Zudem sei der Rücktritt von Camdessus erst für Februar geplant. Die Kreditentscheidung stehe aber noch in diesem Jahr aus. "Wir gehen davon aus, dass wir die zweite Tranche von 640 Millionen Dollar im Dezember erhalten, denn das geforderte Programm dafür halten wir ein," sagte Liwschiz. Es sei aber "keine Katastrophe, wenn Russland das Geld nicht bekomme.

Moskau werde trotzdem die ausstehenden rund 800 Millionen Dollar an Zinsen und Tilgungen gegenüber dem IWF zahlen. Denn Russlands Etat sei dank der positiven Ölpreisentwicklung und des großen Zahlungsbilanzüberschusses gut gefüllt. Liwschiz: "Wir bedienen die Forderungen auch, wenn wir das IWF-Geld nicht bekommen."

Diese Meinung vertritt auch Finanzminister Michail Kasjanow. Bis Jahresende flössen sechs Milliarden Mark zusätzlich in Russlands Etat, aus dem dann die IWF-Verpflichtungen gedeckt werden könnten. Der Rücktritt von Camdessus bedeute aber einen "Verlust für den Verhandlungsprozess", sagte Kasjanow. Auch Liwschiz sagte, Camdessus sei eine sehr wichtige Figur für Russland. Mit ihm sei es nie leicht, aber es seien immer inhaltsreiche Verhandlungen gewesen. Die bisher gehandelten Nachfolgekandidaten bewertete Boris Jelzins Mann für die Zusammenarbeit mit dem Westen hoch: "Das sind alles Leute, die wir gut kennen und die wissen, was Russland ist."

Finanzstaatssekretär Caio Koch-Weser gilt als Anwärter auf den IWF-Chefsessel. Seit Jahren gilt er als Experte für die Probleme der ärmsten Staaten und Fachmann für die im Umbruch befindliche internationale Finanzarchitektur. Bislang war der 55Jährige, der in Brasilien geboren wurde, allerdings stets die Nummer Zwei: Derzeit sitzt er als Stellvertreter von Ressortchef Hans Eichel (SPD) im Berliner Bundesfinanzministerium. 1991 bis 1996 war er Vize-Präsident der traditionell von einem US-Vertreter geführten Weltbank. Nun schlägt ihn die Bundesbank als Nachfolger der Weltbank-Schwesterorganisation Internationaler Währungsfonds (IWF) vor. Und seine Karten stehen nach Einschätzung von Bundesbank-Vize Jürgen Stark gut.

Erst gut einen Monat in seinem jetzigen Amt als Staatssekretär für Finanzen, konnte Koch-Weser auf dem Gipfeltreffen der G-8-Staaten im Juni einen großen Erfolg für die deutsche Präsidentschaft in der Gruppe der sieben wichtigsten Industriestaaten und Russlands verbuchen: Die sieben reichen Länder beschlossen auf dem Kölner Gipfel, den ärmsten Staaten der Welt ab kommendem Jahr rund 70 Milliarden Dollar (132 Milliarden Mark) an Schulden zu erlassen, sofern diese sich zu Reformen und dem Kampf gegen die Armut verpflichten.

mbr

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