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Wirtschaft: Gesund leben für die Kasse

Von Carsten Brönstrup Im richtigen Leben ist es paradox, wenn jemand mit Geld um sich wirft, der ohnehin knapp bei Kasse ist. Außer im Gesundheitswesen – dort gelten andere Gesetze.

Von Carsten Brönstrup

Im richtigen Leben ist es paradox, wenn jemand mit Geld um sich wirft, der ohnehin knapp bei Kasse ist. Außer im Gesundheitswesen – dort gelten andere Gesetze. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) haben angekündigt, ab 2004 Bonustarife anzubieten. Damit sollen Versicherte bis zu 300 Euro erstattet bekommen, wenn sie sich verpflichten, einen Teil ihrer Behandlungskosten selbst zu bezahlen. Das ist teuer für die Kasse, denn mit einem solchen Programm werden vor allem junge, gesunde und gut verdienende Leute belohnt. Und das, obwohl die AOK-Verbände verschuldet sind und hohe Beiträge verlangen müssen, um die Behandlung ihrer überdurchschnittlich alten und kranken Versicherten finanzieren zu können.

Für die Beitragszahler macht das neue Angebot der AOK trotzdem Sinn – allerdings erst mittelfristig. Die AOK stellt sich damit dem Wettbewerb. Die begehrten Gutverdiener würden sonst zu den Konkurrenz-Kassen abwandern, die sie derzeit mit immer neuen Bonusmodellen umwerben – was die AOK nur noch mehr schwächen würde. Die Bonusmodelle bringen aber nicht nur mehr Wettbewerb in das verkrustete Kassen-System. Sie können auch dazu führen, dass die Menschen gesünder leben und mehr Vorsorge betreiben. Das spüren sie schließlich im Geldbeutel – und helfen zugleich dem maroden System, das der anstehenden Reform zum Trotz vor dem Kollaps steht. Und das, obwohl sich etwa fünfzig von hundert Kreislauferkrankungen bei gesundem Lebenswandel vermeiden ließen. Diese Verschwendung müssen die Kassen zu stoppen versuchen – deshalb ist die AOK auf dem richtigen Weg.

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