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Mahlzeit. Wie muss Schulessen aussehen, damit Kinder Spaß an Ernährung bekommen?

© doris spiekermann-klaas

Gesunde Ernährung für Kinder: Spinatessen mit Tim Mälzer

Wie muss Schulessen aussehen? Was sollten Eltern mit Kindern kochen? Agrarminister Schmidt diskutiert mit Fernsehkoch Mälzer über ein neues Schulfach.

Agrarminister Christian Schmidt mag keinen Spinat. Schon in seiner Kindheit konnte er sich nicht mit dem grünen Gemüse anfreunden. Doch wie sähe es mit Schmidts Abneigung aus, wenn ihm als Kind Spinat anders vermittelt worden wäre? „Zwischen Vollkornbrot und Schokoriegel - wie machen wir Kindern Lust auf gutes Essen?“, zu dieser Frage hatte der CSU-Politiker am Mittwochabend eine prominent besetzte Diskussionsrunde zusammengestellt.

Das Schulessen müsse besser werden, Kinder und Jugendliche sollten es mit Freude annehmen, forderte der Minister. „Kinder müssen lernen, welches Essen gut ist und woher die Lebensmittel überhaupt kommen.“ Einen Ansatz dafür liefere das Projekt „Gartenkinder“: Junge Menschen produzieren gemeinsam mit Freiwilligen des Deutschen Landfrauenverbandes Obst und Gemüse. „Das steigert die Wertschätzung von Lebensmitteln ernorm“, bestätigte die Verbandspräsidentin Brigitte Scherb. Doch das reiche noch nicht: Ein neues Schulfach müsse her. „Der Lernort Familie, der das richtige Essen und Kochen vermittelt, ist heutzutage nicht mehr da.“ Hinzu käme, dass früher alle Schulen eigene Lehrküchen gehabt hätten. Junge Menschen hätten „das richtige Geschmacksverhalten verloren“, begründet die Präsidentin ihre Forderung nach dem Aufwärmen der abgeschafften Hauswirtschaftslehre.

"Eltern füttern ihre Kinder fett"

Auch Fernsehkoch Tim Mälzer ist für die Einführung eines solchen Schulfachs. Noch besser würde es der Koch jedoch finden, wenn sich das Thema Ernährung gleich in allen Fächern wiederfinde: „Mathe kann man doch super in der Küche unterrichten, beispielsweise könnten Lehrer den trockenen Dreisatz anhand von Äpfeln praxisnah erklären.“

Mit seinem Wettbewerb „Klasse Kochen“ geht Mälzer in Schulen und setzt sich dort für Ernährungsbildung ein. „Eltern füttern häufig aus Unwissenheit ihre Kinder fett“, sagte Mälzer. Es sei deshalb seine Pflicht, das Bestmögliche zu tun und die Kinder aufzuklären. „Wir müssen erst mal ein Grundverständnis vermitteln und zeigen, was man alles aus einer Paprika machen kann“, meinte Mälzer. Es ginge darum, den Kindern die vielfältigen Möglichkeiten von alltäglichen Nahrungsmitteln aufzuzeigen. „Das Bewusstsein und das Wissen über gute Ernährung liegt im wahrsten Sinne bereits auf dem Tisch“ - dies müsse aber „mit mehr Personal in den Schulen an die jungen Menschen weitergegeben werden“, forderte der Fernsehkoch.

Schokomilch in die letzte Reihe

Auf dem Podium steht für die Redner selbstverständlich das gesunde Wasser bereit – doch das Wort „gesund“ solle man lieber gar nicht mehr verwenden, sagte Alena Buyx, Professorin für Medizinethik. „Wir verbinden Attribute mit Essen, gesund ist für Kinder nicht so attraktiv wie beispielsweise lecker oder geschmackvoll“, erklärte die Ärztin. Ein erster Tipp für die Eltern. In der Schule könne man aber ebenfalls mit einfachen Mitteln tricksen, ohne gleich ein ganzes Schulfach einzuführen. „Ein Mensch fällt an die 200 Ernährungsentscheidungen am Tag, da gilt es, es den Kindern so leicht wie möglich zu machen.“ Deshalb einfach die Schokomilch in der Schulkantinenauslage sechs Zentimeter nach hinten stellen und schon werde die normale Milch zum Verkaufsschlager. „Wenn die Kantinenköche Vollkornbrötchen in Herzform backen würden, würden deutlich mehr Kinder zum dunklen Gebäck greifen.“

Agrarminister Schmidt fasste zusammen: „Kinder sollen mit gesundem Essen gut ins Leben starten.“ Die Schulen und Eltern müssten deshalb vermehrt unterstützt werden, „das wird aber auch finanzielle Ressourcen erfordern“.

Beim anschließenden Buffet waren die Häppchen gesund – oder eben lecker. Nur auf Spinat mussten Schmidts Gäste verzichten.

Lisa Splanemann

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