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Wirtschaft: Gewerkschaften billigen Rettungsplan für Alitalia Neues Management und privates Kapital sollen die Wende bringen

(pk). Nach dreitägigen Verhandlungen haben sich die italienische Regierung und Gewerkschaften auf einen Fahrplan zur Rettung der vom Konkurs bedrohten Fluglinie Alitalia geeinigt.

(pk). Nach dreitägigen Verhandlungen haben sich die italienische Regierung und Gewerkschaften auf einen Fahrplan zur Rettung der vom Konkurs bedrohten Fluglinie Alitalia geeinigt. Den Angaben zufolge wird zuerst das Management ausgetauscht, dann „sofort“ ein neuer Sanierungsplan erstellt. Die Kapitalaufstockung, die zur Vermeidung der Insolvenz nötig ist, soll über den Markt erfolgen und privaten Investoren die Mehrheit an der noch zu 62 Prozent staatlichen Fluggesellschaft ermöglichen. Mögliche Privatinvestoren seien italienische und ausländische Banken.

Die Gewerkschaften jedenfalls sehen nach langem Zweifeln über die wahren Absichten der Regierung die Zusicherung gegeben, dass es Finanzminister Giulio Tremonti nicht auf eine Liquidierung der Alitalia und die Einsetzung eines „außerordentlichen Verwalters“ anlegt. Das hätte die Mitspracherechte der Gewerkschaften erheblich beschränkt. Außerdem haben die Arbeitnehmervertreter erreicht, dass der bisherige Sanierungsplan, der die Ausgliederung und den Abbau von bis zu 5400 Stellen vorsah, nicht weiterverfolgt wird.

Im Gegenzug haben die Gewerkschaften nun die Wahrung des Arbeitsfriedens versprochen. Ob sie sich daran halten können, ist noch unsicher: Die  Streiks und Flughafenblockaden, die der stark defizitären Alitalia in den vergangenen Tagen ein weiteres Minus von 40 Millionen Euro eingetragen haben, gingen nicht auf das Konto der verfassten Gewerkschaften, sondern wurden von  freien Basisgruppen angezettelt. Diese Aktionsgruppen wiederum waren jetzt von den Verhandlungen am Sitz des Ministerpräsidenten ausgeschlossen.

Bis zu 10 000 Jobs in Gefahr

Mit der inhaltlich  offenen Formulierung, man wolle das Wachstum der Alitalia-Gruppe mit „Fokus auf dem Kerngeschäft“ sichern, ist der am meisten  strittige Punkt bis auf Wiedervorlage entschärft: Minister  Tremonti hatte eine Teilung der Alitalia befürwortet; nur der Flugbetrieb wäre einer mehrheitlich staatlichen Gesellschaft verblieben, dagegen wären die Sparten Service, Logistik und Bodenpersonal an private Firmen übergegangen.

Dem widersetzten sich die  Gewerkschaften massiv. Sie befürchteten bei einer Ausgliederung von Geschäftsfeldern den Abbau von bis zu 10 000 Stellen –  fast der Hälfte der Alitalia-Beschäftigten. Zuletzt aber legten die Gewerkschaften selbst eine Art Teilungsplan vor, der unter einer Holding zwei operative, staatlich beherrschte Gesellschaften vorsah; das sollte helfen, 200 Millionen Euro einzusparen und den Personalstand zu halten. Praktisch alleiniger Chef der Alitalia wird nun der Vorstand der staatlichen Eisenbahnen, Giancarlo Cimoli. Die derzeit amtierenden Manager waren erst Anfang März von Premier Silvio Berlusconi als „Reform der Alitalia“ eingesetzt worden.

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