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Wirtschaft: Gewerkschaften geben als Unternehmer auf BGAG will ihre Beteiligungen verkaufen

Frankfurt am Main - Die Gewerkschaften wollen ihre unternehmerischen Beteiligungen verkaufen. Als ersten Schritt will die Gewerkschaftsholding BGAG ihre Beteiligung an der Bausparkasse BHW verkaufen, und zwar zusammen mit dem zweitgrößten Aktionär, dem Beamtenbund, teilte die BGAG am Freitag in Frankfurt mit.

Frankfurt am Main - Die Gewerkschaften wollen ihre unternehmerischen Beteiligungen verkaufen. Als ersten Schritt will die Gewerkschaftsholding BGAG ihre Beteiligung an der Bausparkasse BHW verkaufen, und zwar zusammen mit dem zweitgrößten Aktionär, dem Beamtenbund, teilte die BGAG am Freitag in Frankfurt mit. „Beide wollen ihre Anteile zusammen verkaufen“, sagte ein BGAG-Sprecher. „Wenn es einen Interessenten gibt, hat er die Sicherheit, dass er mindestens die Mehrheit an dem Unternehmen bekommt“. Die beiden halten zusammen rund 75 Prozent an der BHW.

Die Gewerkschaftsholding BGAG in Frankfurt, die im Finanzdienstleistungs- und Immobiliengeschäft aktiv ist, steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Beobachter rechnen mittelfristig mit dem Aus für die Firma, die einst als „Gegengewicht zu rein gewinnorientierten Unternehmen“ angetreten war, wie BGAG-Gründer Walter Hesselbach 1974 formuliert hatte.

Wegen der Schieflage der Allgemeinen Hypothekenbank Rheinboden (AHBR), an der die BGAG zu 50 Prozent beteiligt ist, mussten die Gesellschafter schon 2002 rund 600 Millionen Euro zuschießen. Auch am Baufinanzierer BHW ist die BGAG zu 40 Prozent beteiligt. Letztlich kommt das Geld von den Gewerkschaften, ihnen gehört die BGAG. An der Spitze der Großaktionäre stehen die IG Metall, die IG Bergbau, Chemie und Energie sowie der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB). Jetzt braucht die AHBR angesichts der Flaute bei Büroimmobilien und aufgrund fallender Mietpreise angeblich noch einmal mehrere hundert Millionen Euro.

In Branchenkreisen wird spekuliert, dass die Postbank ein potenzieller Käufer für die BHW sein könnte. Aber auch die spanische Bank Santander wird genannt. Die Postbank äußert sich dazu offiziell nicht, hat aber angekündigt, dass sie Übernahmemöglichkeiten prüfen werde.

Der BGAG hat die Hypothekenbank-Tochter zum Ärger von IG-Metall-Chef Jürgen Peters und seinen Kollegen bereits 2002 einen schweren Verlust von fast 450 Millionen Euro beschert. „Von einer Krise der BGAG kann überhaupt keine Rede sein“, behauptete BGAG-Chef Freyberg im Sommer 2003 noch trotzig. Ein Jahr später allerdings konnte sein Unternehmen nur durch den Verkauf der Rest-Anteile an der Allgemeinen Deutschen Direktbank Diba wieder schwarze Zahlen schreiben.

Die Gewerkschaften blieben skeptisch. 2004 hat sich die Lage offenbar wieder verschlechtert. Anfang Januar 2005 schritten sie deshalb ein und holten mit Helmut Balthasar einen neuen Finanzchef zur BGAG. Und auch an die Spitze der BGAG wurde Anfang März ein neuer Mann gesetzt: Norbert Massfeller, der zehn Jahre lang Chef der Volkswagen Bank gewesen war. Er und Balthasar haben in den vergangenen Wochen das Terrain sondiert und nach möglichen Käufern für die AHBR gesucht. Die Investmentbank Goldmann Sachs soll bei der schwierigen Aufgabe helfen.

Auch alle anderen BGAG-Beteiligungen stehen auf den Prüfstand, wie BGAG-Sprecher Thomas Schulz sagt. Neben der BHW besitzt die BGAG über andere Töchter rund 20000 Wohnungen sowie Büros und Läden mit einer Fläche von 190000 Quadratmetern.

Mit der BGAG, unter deren Dach sich einst die Bank für Gemeinwirtschaft, die Volksfürsorge und die Coop gesammelt hatten, war es schon in den achtziger Jahren bergab gegangen. Die Skandale um die Coop und die Neue Heimat, die 1986 für eine D-Mark an den Berliner Brotfabrikanten Horst Schießer verkauft werden sollte, setzten der BGAG und ihrem ehemaligen umstrittenen Chef Alfons Lappas schwer zu. Der ehemalige Finanzminister Hans Matthöfer schaffte es dann, die BGAG wieder auf festere Füße zu stellen und aus den Schlagzeilen herauszuholen.

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