zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Gewerkschaften lehnen längere Arbeitszeit ab Furcht vor „Lohnsenkungsdebatte“ Sommer für mehr Flexibilität

(akz/alf/vis). Die Gewerkschaften lehnen eine Ausweitung der Arbeitszeit ab.

(akz/alf/vis). Die Gewerkschaften lehnen eine Ausweitung der Arbeitszeit ab. „Das ist eine reine Lohnsenkungsdebatte, die von Clement und Merkel losgetreten wurde“, sagte DGBChef Sommer am Donnerstag in Berlin. Viel wichtiger seien flexible Arbeitszeitkonten. Sommer wie auch IG-Metall-Chef Jürgen Peters begrüßten Überlegungen der Telekom und von Opel, durch kürzere Arbeitszeiten ohne vollen Lohnausgleich Entlassungen zu vermeiden. Die Unternehmen versuchten damit auf Krisensituationen zu reagieren und den Abbau von Arbeitsplätzen zu vermeiden, sagte Hagen Lesch, Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), dem Tagesspiegel. Für Unternehmen wie etwa die Telekom gehe es vor allem darum, „nicht die besten Köpfe im Unternehmen abbauen zu müssen“, nachdem der Konzern bereits einen starken Abbau von Arbeitsplätzen hinter sich hat. Dies sei jedoch eine rein defensive Strategie, die mit der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit nichts zu tun habe. Neue Arbeitsplätze entstünden auf diese Weise nicht. „Es geht dabei nur um die Verteilung der vorhandenen Arbeit“, sagte Lesch.

Zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und zum Aufbau neuer Beschäftigung sei es nötig, den Preis für den Faktor Arbeit zu senken, sagte Lesch. Zum Beispiel durch längere Arbeitszeiten – ohne Lohnausgleich. Ähnlich äußerte sich die CDU-Parteichefin und Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Angela Merkel, am Donnerstag. „Ein bis zwei Stunden Mehrarbeit kann den Menschen zugetraut werden, wenn dadurch verhindert wird, dass Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden“, sagte sie. Dagegen argumentieren die Gewerkschaften, dass den Arbeitnehmern dadurch Kaufkraft entzogen werde und in der Folge die Nachfrage weiter zurückgehe.

Zweifel an der These, ob längere Arbeitszeiten und ein relativ billigerer Faktor Arbeit Unternehmen dazu bringen, neue Mitarbeiter einzustellen, hat auch Axel Werwatz, Volkswirt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW). „Das ist keine Garantie für eine positive Beschäftigungswirkung.“ Um einen positiven Effekt zu erzielen, müssten Unternehmen darauf bauen können, dass Arbeit langfristig billig bleibe. Erst dann würden sie ihre Produktionsweise zugunsten des Faktors Arbeit umstellen. „Dass bei sinkenden Preisen für Arbeit die Nachfrage und damit die Beschäftigung steigt, ist in der Theorie richtig. Aber in der Realität wird das so schnell nicht funktionieren“, sagte Werwatz.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false