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Fernab von Frankfurt am Main. Ihren Sitz hat die Ethikbank in Thüringen.

© dpa

Gewinn verdoppelt: Ethikbank ist ein schnell wachsender Zwerg

Waffenhersteller, Kosmetikunternehmen, Atomkraftzulieferer - solche Firmen sind für die Ethikbank als Investments tabu. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen schränkt das die Anlagemöglichkeiten ein.

Von Carla Neuhaus

Verglichen mit den Großbanken ist die deutsche Ethikbank ein Zwerg – allerdings einer, der schnell wächst. Zehn Jahre nach ihrer Gründung verwaltet das Institut Kundengelder in Höhe von 137 Millionen Euro – zwölf Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Der Gewinn stieg 2012 von 309 000 auf 700 000 Euro. Das geht aus der am Dienstag vorgelegten  Bilanz hervor. „Wir sind mit den Zahlen sehr zufrieden“, sagt Sylke Schröder, die im Vorstand der Ethikbank sitzt.

Das Institut, gegründet als eine Direktbanktochter der Volksbank Eisenberg in Thüringen, verwaltet die Kundengelder nach sozial-ökologischen Kriterien. Das heißt zum Beispiel, dass die Bank das Geld nicht in Unternehmen investiert, die Waffen herstellen oder Rüstungskonzerne beliefern, die Tierversuche für Kosmetika machen oder den Bau von Atomkraftwerken unterstützen. Von den 80 Unternehmen, die im Dax oder M-Dax notiert sind, stehen 42 auf der Negativliste des Instituts – darunter auch die Deutsche Telekom, Henkel oder Siemens.

Diese Selbstverpflichtung schränkt die  Anlagemöglichkeiten des Instituts ein. Angesichts des niedrigen  Zinsniveaus will die Ethikbank in Zukunft deshalb mehr Kundengelder für die Kreditvergabe verwenden. Hat das Institut in den ersten fünf Jahren seines Bestehens gar kein Geld verliehen, lag die Summe der ausgereichten Kredite 2012 bereits bei 40 Millionen Euro. Damit ist das Kreditgeschäft im vergangenen Jahr um 46 Prozent gewachsen. Ein Großteil der Neukredite, sagt Schröder, sei in Photovoltaikanlagen oder ökologische Bauprojekte geflossen.

Die Ethikbank ist nur eins von mehreren Instituten in Deutschland, die das Geld der Kunden nach rein sozialen und ökologischen Kriterien anlegen. Sie alle konnten in den letzten Jahren ihre Geschäfte deutlich ausbauen. Der größte Anbieter ist die 1974 gegründete GLS Bank mit Hauptsitz in Bochum. Sie hat nach eigenen Angaben allein im vergangenen Jahr 27 000 neue Kunden gewonnen und ihre Bilanzsumme um 20 Prozent auf 2,7 Millionen Euro gesteigert.

Mit den Geschäftsbanken wollen Institute wie die GLS Bank oder die Ethikbank bewusst nicht um die günstigsten Konditionen konkurrieren. Ein Girokonto kostet bei der Ethikbank daher zum Beispiel fünf Euro im Monat. Diese Philosophie spiegelt sich auch in den Konditionen fürs Tagesgeld wider. Nur 0,1 bis 0,3 Prozent Zinsen zahlt das Institut den Kunden, die damit noch nicht einmal die Inflation ausgleichen können. Schröder sagt aber, höhere Zinsen seien aktuell einfach nicht marktgerecht. „Wenn Banken derzeit deutlich mehr Zinsen anbieten, ist das ein Zeichen, dass sie unbedingt Geld brauchen oder sich am Kapitalmarkt nicht mehr günstig refinanzieren können, weil sie ein schlechtes Rating haben“, argumentiert sie.

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