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Wirtschaft: Gewinner im Chaos der PC-Umstellung

Wenn sich börsennotierte Unternehmen nicht rechtzeitig auf die Jahrtausendwende eingestellt haben und daher im Computerchaos zu versinken drohen, ist das für Anleger kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.Im Gegenteil, Investoren können sogar davon profitieren - indem sie auf Titel von Softwareherstellern setzen.

Wenn sich börsennotierte Unternehmen nicht rechtzeitig auf die Jahrtausendwende eingestellt haben und daher im Computerchaos zu versinken drohen, ist das für Anleger kein Grund, den Kopf in den Sand zu stecken.Im Gegenteil, Investoren können sogar davon profitieren - indem sie auf Titel von Softwareherstellern setzen.Für die meisten Analysten ist klar, daß vor allem SAP vom Umstellungschaos profitieren wird.

Die BHF-Bank, die SAP derzeit zum Kauf empfiehlt, spricht von einer "Katalysatorwirkung der Datumsumstellung" auf die Ergebnisse des Softwareherstellers.Die Analysten wollen sich aber nicht festlegen, wie hoch der Anstieg ausfallen könnte.Außerdem dürften die Effekte zeitlich begrenzt sein: So betrage die Zeit für die Einrichtung der SAP-Standard-Anwendungssoftware R/3 mindestens sechs Monate.Dabei müsse das implementierende Unternehmen organisatorische und personelle Anpassungen vornehmen.Kaufentscheidungen, die mit Blick auf die Jahrtausendwende getroffen würden, dürften daher vor allem dieses Jahr einen Umsatzboom bewirken.Mit Blick auf die Einführungszeiten dürfte diese Wirkung aber in der zweiten Jahreshälfte 1998 nachlassen.

Für Peter-Thilo Hasler, Leiter der Unternehmensanalyse der Vereinsbank in München, ist klar: "Wer R/3 besitzt, ist Jahr-2000-tauglich." Er geht auch von einem Nachfrageschub bei SAP bis zur Jahrtausendwende aus.Bei Unternehmen, die sich nicht rechtzeitig darauf vorbereitet hätten, werde es zu einem "Vorzieheprozeß" kommen.Daher geht die Bank von einer überdurschnittlichen Kursentwicklung aus.Auch das Wettbewerbsumfeld für das Unternehmen sei günstig: SAP werde seinen Marktanteil gegenüber den drei weiteren Global Playern - dem niederländischen Softwarehersteller Baan und den beiden US-Firmen Oracle und Peoplesoft - vermutlich ausweiten.Derzeit besitzt das deutsche Unternehmen nach Schätzungen von Hasler einen Marktanteil von 67 Prozent.Die anderen Unternehmen seien stärker spezialisiert, etwa auf bestimmte Software-Arten.Im übrigen fänden die "Amerikaner auf diesem Gebiet in Europa wenig Land", meint Hasler.Während die Vereinsbank SAP zum Kauf empfiehlt, hat sie Baan auf "Underperformer" gestuft.Das niederländische Unternehmen werde vermutlich Marktanteile an SAP verlieren.Außerdem seien die bislang guten Ergebnisse von Baan durch geringe Investitionen in Forschung und Entwicklung erkauft worden.Hasler gibt jedoch zu, Baan werde "mit jedem Gulden, den der Kurs heruntergeht, wieder interessanter".

Die Bankgesellschaft Berlin setzt auf SAP.Die Analysten stellen dabei nicht primär auf die Zugänge neuer Kunden ab, sondern betonen, viele Unternehmen wollten ihre Software auf die aktuellere SAP-Version R/3 umstellen.Das Ergebnis je Vorzugs-Aktie dürfte 1998 auf zwölf DM und im Jahr 1999 auf 15 DM steigen.

KATRIN QUANDT (HB)

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