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Wirtschaft: Gewinnschub für ProSiebenSat1

Ergebnis steigt um 38 Prozent trotz schwachem Werbemarkt /Mehr junge Zuschauer als RTL

München - Trotz des anhaltend schwachen Werbemarktes hat der größte deutsche Fernsehkonzern ProSiebenSat1 im ersten Halbjahr gut abgeschnitten. Für den Rest des Jahres setzt die Sendergruppe vor allem auf neue Programmformate und werbeunabhängige Erlösquellen. Die Pro Sieben-Aktie legte am Freitag 0,14 Prozent auf 14,38 Euro zu. Aktienhändler sagten, die Geschäftszahlen seien „auf allen Ebenen besser als erwartet“ ausgefallen. „Die ProSiebenSat 1-Gruppe steht trotz schwieriger Rahmenbedingungen hervorragend da“, sagte der Vorstandsvorsitzende Guillaume de Posch am Freitag in München. Das gute Ergebnis bestätige die strategische Ausrichtung des Konzerns.

Die TV-Gruppe mit den Sendern Pro Sieben, Sat1, Kabel Eins und N24 hat in jüngster Zeit ihr zweites Standbein verstärkt, um unabhängiger vom schwierigen Werbemarkt zu werden. Dabei setzt ProSiebenSat1 auf Geschäftsfelder wie Mitmachfernsehen, Zuschauerclubs und Online-Werbung. Der Umsatzanteil des Geschäftsbereichs Diversifikation, in dem das Merchandising- und Multimediageschäft gebündelt ist, lag im ersten Halbjahr bei rund acht Prozent, im Gesamtjahr soll er auf mehr als zehn Prozent steigen. Einen Beitrag zu dem guten Halbjahresergebnis leistete auch der Quiz- und Reisesender-Betreiber Euvia Media, zu dem auch Neun Live gehört. Pro Sieben Sat 1 hatte Euvia im Juni übernommen.

Der Umsatz von ProSiebenSat1 stieg im ersten Halbjahr zwar nur um ein Prozent auf 937,8 Millionen Euro. Der Konzerngewinn legte jedoch um 38 Prozent auf 100,3 Millionen Euro zu. Die Entwicklung bei den Zuschauer-Marktanteilen nannte de Posch „erfreulich“. Bei der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer sei der Anteil im ersten Halbjahr im Vorjahresvergleich um ein Prozent auf 30,5 Prozent gestiegen. Die RTL-Gruppe (RTL, Super RTL, Vox, n-tv) kam dagegen nur auf einen Marktanteil von 25,6 Prozent. De Posch machte für den Zuwachs unter anderem das Quotenplus bei der Champions League auf Sat 1 oder bei Erfolgsserien wie „Spiderman“ und „Verliebt in Berlin“ verantwortlich. Auch im Juli sieht sich Pro SiebenSat1 auf Kurs: Der Zuschauermarktanteil sei mit 29,5 Prozent der beste Juli-Wert der letzten fünf Jahre.

Im zweiten Halbjahr will das Unternehmen mit weiteren neuen Programmen Zuschauer anlocken. Dazu gehören Hollywood-Erfolgsserien und eine erweiterte Wirtschaftsberichterstattung bei N24. Für das Gesamtjahr gab de Posch einen verhaltenen Ausblick, weil die „weitere Entwicklung des Fernsehwerbemarktes nur schwer prognostizierbar“ sei. Eine Belebung des privaten Konsums sei nicht abzusehen. Der Senderchef rechnet damit, dass der TV-Werbemarkt 2005 netto um zwei Prozent schrumpft. Trotzdem will ProSieben Sat1 Umsatz und Ergebnis gegenüber dem Vorjahr steigern. Damals hatte die Gruppe 1,83 Milliarden Euro erlöst und 133,6 Millionen Euro Gewinn gemacht.

Die geplante Übernahme durch den Springer-Verlag beeinflusse derzeit noch nicht die Strategie von ProSiebenSat1, sagte Finanzvorstand Lothar Lanz. Bis zur Entscheidung des Kartellamtes, die voraussichtlich zu Jahresende erfolge, herrsche „business as usual“.

Nicole Huss

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