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Wirtschaft: Gewinnwarnung erschreckt Investoren

Nach überraschend schlechten Halbjahreszahlen stürzt die T-Aktie ab / Konzern will mit neuen Billigangeboten gegensteuern

Bonn - Die Deutsche Telekom will ihre Preise senken und so die dramatische Abwanderung ihrer Kunden stoppen. Für Festnetz und Mobilfunk hat der Konzern am Donnerstag überraschend schlechte Halbjahreszahlen gemeldet und die Prognosen für Umsatz und Gewinn 2006 deutlich nach unten korrigiert. Schon bei der Internationalen Funkausstellung Anfang September in Berlin werde der Konzern günstigere und einfachere Tarife vorstellen, kündigte Vorstandschef Kai-Uwe Ricke in Bonn an. „Wir werden unsere Marktanteile und Umsätze im Inland noch konsequenter verteidigen.“

Mit ihrer Gewinnwarnung hatte die Telekom Anleger und Analysten in der Nacht zuvor erschreckt. So soll das Ergebnis 2006 vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um eine Milliarde Euro geringer ausfallen als geplant und höchstens 19,7 Milliarden Euro betragen. Die Umsatzprognose reduzierte der Ex-Monopolist um 600 Millionen Euro auf maximal 62,1 Milliarden Euro.

Anlass zu diesem Pessimismus gibt der schlechte Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr: Der Umsatz stieg mit 3,2 Prozent auf knapp 30 Milliarden Euro unerwartet schwach, das Ergebnis (bereinigtes Ebitda) sank um 2,4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro. Angesichts der Zahlen verkauften viele Investoren ihre T-Aktien. Das Papier verlor zeitweise mehr als zehn Prozent. „Schockierend“, kommentierte ein Analyst die Gewinnwarnung.

Sowohl beim Festnetz als auch im Mobilfunk ist der deutsche Markt das Sorgenkind der Telekom. Dort erwirtschaftet der Konzern noch immer mehr als die Hälfte seiner Erlöse. „Wir waren mit einer Wettbewerbsintensität in Deutschland konfrontiert, die wir so nicht erwartet hatten“, sagte Ricke. Die Festnetzsparte T-Com verlor im abgelaufenen Quartal eine halbe Million Anschlüsse an die Konkurrenz, im Halbjahr sogar eine Million. Im wachsenden Markt für schnelle DSL-Internetanschlüsse gewann T-Com fast alle Netto-Neukunden über Zwischenhändler, die üppige Rabatte erhalten und die Leitungen weitervermieten.

Der bisherige Wachstumsmotor T-Mobile legte im abgelaufenen Quartal mit netto 170 000 Handy-Neukunden weniger zu als die Mobilfunk-Konkurrenten Vodafone, E-Plus und O2. Besonders schmerzt das die Telekom angesichts sinkender Minutenpreise – im Juli lagen sie 13 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Bei T-Mobile gab ein Prepaid-Kunde im Schnitt nur noch sieben Euro im Monat aus – das sind 22,2 Prozent weniger als im Vorjahr.

„Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass der Konzern im Inland nicht mehr wächst“, sagte Ricke. Die Milliarden-Ausgaben für Werbung und Marketing hätten sich nicht ausgezahlt. Der Konzern müsse zu den bisher vereinbarten 32 000 Stellen nach 2008 weitere Arbeitsplätze abbauen. Derzeit beschäftigt die Telekom weltweit 250 000 Mitarbeiter.

Von der neuen Tarif-Strategie könnten die Kunden schon in den nächsten Wochen profitieren. Ricke kündigte eine Kombination von Festnetztelefon und Internetzugang für „deutlich unter 40 Euro“ an. Zudem stellte er Handy-Minutenpreise von unter zehn Cent in alle Netze in Aussicht.

Nils-Viktor Sorge

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