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Wirtschaft: Gläubigerbanken müssen um Kirch-Kredite bangen

Nach dem Verkauf an den Bauer-Verlag könnte Geld zuerst an US-Studios fließen /US-Milliardär Saban pokert weiter

München (nad). Eine der größten Gläubigerbanken der insolventen KirchMedia hat Zeitungsberichte zurückgewiesen, wonach die Kreditinstitute nach dem Verkauf des Unternehmens auf einem Großteil ihrer Kredite sitzen bleiben werden. „Wir haben lediglich Wertberichtigungen gebildet. Das ist eine übliche Vorsichtsmaßnahme und bedeutet nicht, dass wir Kredite in irgendeiner Form verloren geben“, sagte ein Sprecher der Commerzbank am Montag. Die Bayerische Landesbank und die Hypo-Vereinsbank, die ebenfalls zu den größten Kirch-Gläubigern gehören, wollten sich nicht dazu äußern.

Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ hatte berichtet, dass die vier großen Gläubigerbanken von Kirch-Media voraussichtlich kaum mehr als die Hälfte der Kredite über 1,4 Milliarden Euro, die sie an das Medienunternehmen ausgegeben hatten, zurückbekommen werden. Zwar werde allein der Verkauf des Filmrechtehandels voraussichtlich rund 1,3 Milliarden Euro einspielen. Ein erheblicher Teil davon stünde jedoch Kirchs Lieferanten, den US-Filmstudios, zu. Diese hätten sich den „Vorab-Zugriff“ gesichert.

Die Banken haben unterdessen am Montag im Gläubigerausschuss über den Stand der Verkaufsverhandlungen beraten. „Ich gehe davon aus, dass innerhalb der nächsten zwei Wochen ein Vertrag mit Bauer ausgehandelt wird“, sagte Kirch-Media-Sprecher Hartmut Schultz dem Tagesspiegel. Die Gläubiger hatten sich im Oktober grundsätzlich auf die Übernahme von Kirch-Media durch die Hamburger Verlagsgruppe Bauer geeinigt. Bauer will für etwa 700 Millionen einen 52,5-Prozent-Anteil an der Sendergruppe ProSiebenSat1 erwerben und 1,3 Milliarden Euro für 52 Prozent an der umfangreichen Filmbibliothek bezahlen.

Das Beteiligungsmodell für die Filmbibliothek blieb lange Zeit strittig, weil Bauer vorrangig an den TV-Sendern interessiert ist und der Wert der Filme überdies schwer zu ermitteln ist. Der Rechtehandel wurde im Zuge der Branchenkrise massiv abgewertet: Statt der jetzt gebotenen 1,3 Milliarden Euro stand der Filmrechtestock von Kirch-Media Ende 2000 noch mit rund 3,2 Milliarden Euro in den Büchern. Die Verhandlungen sind zwar in der Schlussphase, doch für Bauer ist die Zitterpartie noch nicht ausgestanden: Seit ein paar Wochen sind auch wieder andere Bieter am Zug.

Kirch-Media-Sprecher Schultz zufolge verhandelt das Unternehmen mit Kirch-Altgesellschaftern und dem US-Milliardär Haim Saban. Bei den Altgesellschaftern soll es sich unter anderem um den französischen Fernsehsender TF1 und die italienische Mediaset von Ministerpräsident Silvio Berlusconi handeln. Saban hatte sich kurz vor Weihnachten wieder ins Spiel gebracht – angeblich mit einem erheblich besseren Angebot als der Bauer- Verlag. Beim Bieterwettkampf um Kirch-Media hatte Saban rund zwei Milliarden Euro für Kirch-Media geboten und so den Konkurrenten Bauer zum Nachbessern gezwungen. Auf Sabans Betreiben hin machte vor kurzem sogar der US-Botschafter bei der bayerischen Landesregierung und im Bundeskanzleramt Druck. Dennoch werden Saban im Poker um Kirch-Media keine großen Chancen eingeräumt. „Diese Lösung gilt als Notnagel, falls in den Verhandlungen mit Bauer noch etwas schief laufen sollte“, sagt ein mit den Verhandlungen Vertrauter. Allerdings hat Saban einen Trumpf: Er spielte in der deutschen Medienlandschaft bisher keine große Rolle und könnte auf weniger Widerstand bei den Kartellbehörden stoßen als Bauer.

Gegen die Übernahme von Kirch-Media durch Bauer haben die Wettbewerbshüter dagegen ernste Bedenken geäußert. Mit seiner Beteiligung an dem Privatsender RTL2 und seinen Programm-Zeitschriften ist der Verlag den Behörden ein Dorn im Auge. Sie befürchten, dass Bauer mit dem Erwerb von Kirch-Media die medienrechtlich kritische Grenze von 25 Prozent Anteil am deutschen Fernsehmarkt überschreiten könnte. Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) hat bereits angekündigt, die Übernahme zu prüfen.

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