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Gleichberechtigung: Frauen verdienen fast so viel wie Männer

Neue Studie: Der Unterschiede in der Bezahlung von Männern und Frauen ist geringer als bisher angenommen. Die Dauer einer Babypause ist häufig ausschlaggebend für die Höhe des Einkommens.

Berlin - Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist offenbar geringer als bisher angenommen. Bei gleicher Qualifikation, gleicher Firmengröße und gleichem beruflichen Status beträgt der Unterschied zwischen den Geschlechtern nur knapp 13 Prozent. Frauen, die nach einer Babypause sehr schnell wieder in den Beruf zurückkehren, müssen sogar nur eine Lohnlücke von vier Prozent in Kauf nehmen. Das ist das Ergebnis einer Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) vom Dienstag.

Bislang waren Ökonomen von wesentlich größeren Unterschieden von bis zu einem Viertel ausgegangen. Die IW-Forscher haben nun die Unterschiede mithilfe des Sozio-Ökonomischen Panels berechnet, einer Langzeitbefragung von rund 22 000 Personen, und dabei auf Daten von 2008 zurückgegriffen. Dabei stellte sich heraus, dass vor allem Unterbrechungen des Erwerbslebens für Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern sorgen, wenn alle anderen Bedingungen gleich sind.

„Die Ergebnisse entkrampfen die Debatte“, sagte IW-Direktor Michael Hüther. Es zeige sich, dass der Umfang der Kinderbetreuung für die Chancengleichheit von Frauen und Männern eine zentrale Rolle spiele. Die Unterschiede bauten sich erst mit zunehmendem Lebensalter auf. „Je kürzer die Auszeit, die eine Frau für die Kinderbetreuung nimmt, umso kleiner bleibt der Abstand zu den männlichen Kollegen.“

Für diese These spricht dem IW zufolge auch, dass die Unterschiede bei der Bezahlung in Ostdeutschland kleiner ausfällt als im Westen. In den neuen Ländern sei die Kinderbetreuung besser ausgebaut, daher seien hier auch mehr Frauen berufstätig, schreiben die Forscher. Auch spiele der Wohnort eine Rolle: In Metropolen wie Berlin liegt der Vedienstunterschied nur bei 9,8 Prozent, auf dem Land sind es dagegen bis zu 14,2 Prozent. In Städten sei das Bildungsniveau von Frauen besser, außerdem arbeiteten sie seltener in kleinen Unternehmen, in denen die Bezahlung geringer sei.

Laut Hüther sind die Ergebnisse eine Bestätigung der Familienpolitik der Bundesregierung, die auf eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf abzielt. Das Angebot an Kindertagesstätten und Ganztagsschulen müsse weiter ausgebaut werden, forderte er. Auch müssten Mütter und Väter die Betreuungszeiten von Kindern gleichmäßiger aufteilen. Um die Lohnlücke zu verringern, sollten Frauen auch Berufe wählen, die bessere Chancen böten. Im naturwissenschaftlich-technischen Bereich etwa seien die Beschäftigungschancen und die Gehälter gut.

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