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Gleichberechtigung: Gläserne Decke

Ganz oben gibt es immer noch zu wenige weibliche Führungskräfte. Die Frage ist, wie sich das ändern lässt.

Zwei Frauen, zwei Lebenswirklichkeiten. Die eine kämpft seit Jahrzehnten energisch für die Gleichberechtigung der Frauen – und setzt sich für Frauenquoten ein. Für die andere hat sich dieser Kampf überlebt. „Ich bin in einer Führungsposition, weil ich meinen Job gut mache, nicht weil ich eine Frau bin.“

Montag, 13 Uhr, im Berliner Museum für Kommunikation. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) und der Tagesspiegel haben zum Streitgespräch geladen. Katrin Müller-Hohenstein, die unter anderem die einstige Männerdomäne ZDF-Sportstudio moderiert, gegen Irmingard Schewe-Gerigk, parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen-Fraktion im Bundestag, die kurzfristig für die verhinderte Fraktionsvorsitzende Renate Künast eingesprungen ist. Das Motto des Nachmittages: „Wie viel besser müssen Frauen sein?“

Für die Grünen-Politikerin ist die Sache klar: „Die Gesellschaft ist Frauen gegenüber nicht gerecht.“ Sie verdienten oft weniger als ihre männlichen Kollegen, seien mit gerademal vier Prozent kaum in Führungspositionen vertreten und würden immer noch als „Zuverdiener“ gelten. „Wenn eine Frau an die Spitze will, stößt sie irgendwann an eine gläserne Decke, ab der es nicht mehr aufwärts geht“, sagt Schewe-Gerigk. Daher müsse der Gesetzgeber einschreiten, und beispielsweise dem norwegischen Vorbild folgen. Die Skandinavier haben vor kurzem eine Quote von 40 Prozent bei der Besetzung von Aufsichtsratsposten in der Wirtschaft eingeführt. „Das möchte ich auch für Deutschland“, sagt Schewe-Gerigk.

Die Sportjournalistin fordert dagegen: „Der Beste soll den Job kriegen, auch wenn es dann am Ende vielleicht zu 100 Prozent Frauen sind.“ Frauen müssten nicht generell besser sein als Männer. „Aber ich habe das Gefühl, dass ich keinen Fehler machen darf“, gestand auch Müller-Hohenstein ein. So etwas wie ihrer Vorgängerin Carmen Thomas, der vor Jahren der Lapsus „Schalke 05“ unterlaufen war, dürfe nicht passieren. „Aber ich erwarte das auch selbst von mir“, sagt Müller-Hohenstein. „Darüber lamentiere ich gar nicht.“

In diesem Punkt jedenfalls sind sich die beiden einig: Die Ansprüche, die Frauen an sich selber stellen, seien höher. Auch hätten ihre Kolleginnen ihr das Leben viel schwerer gemacht als die männlichen Kollegen, sagt Müller-Hohenstein. Von typisch weiblichen und typisch männlichen Eigenschaften will die Fernsehmoderation aber nichts wissen.

Das sehen die Deutschen aber anders, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der INSM ergeben hat. Demnach glauben 57 Prozent der Befragten, dass es „typisch weibliche“ Eigenschaften wie hohes Einfühlungsvermögen gibt. Gleichzeitig meint nur ein Drittel, dass Frauen daher besser für die Mitarbeiterführung geeignet sind, heißt es in der am Montag vorgestellten Umfrage. Und auch zur Frauenquote gibt es eine eindeutige Mehrheit: Mehr als zwei Drittel der insgesamt 1000 Befragten lehnt diese ab. Juliane Schäuble

Juliane Schäuble

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