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Wirtschaft: Gleiche Baustelle

Der Baukonzern Philipp Holzmann wird zerschlagen

Baustellen mit dem bekannten, rotweißen Logo am Kran wird es auch in Zukunft geben – zumindest im Ausland. Nur haben die mit der traditionsreichen Philipp Holzmann AG aus Frankfurt am Main nichts mehr zu tun. Kurz vor Weihnachten verkaufte der Insolvenzverwalter die Namensrechte und das Firmenlogo an die algerische Khalifa-Gruppe. Die hatte im Sommer schon Teile des Auslandsgeschäfts von Holzmann gekauft. Für die Algerier, die bislang mit Bauen nichts am Hut hatten, bot der Zusammenbruch eine einmalige Gelegenheit. Denn erstens konnte Khalifa so eine funktionsfähige Baufirma übernehmen, die ohnehin schon im eigenen Lande tätig war. Und zweitens ist der Name Holzmann weltbekannt.

Das ändert nichts daran, dass das Ende der Baufirma auch das Ende einer traurigen Geschichte ist: Die Kombination aus schwerer Branchenkrise, Missmanagement und missglückter politischer Einflussnahme besiegelte im März das Aus für den Konzern nach 150 Jahren. Mit dem Verkauf der Namensrechte verabschiedet sich Holzmann nun ganz aus Deutschland.

Zwei Mal schon stand Holzmann vor dem Abgrund. 1999 griff der Kanzler ein, weil 12 000 arbeitslose Bauarbeiter kurz vor Weihnachten einer politischen Katastrophe gleich gekommen wären. Die kreditgebenden Banken wurden schwer unter Druck gesetzt, Holzmann vermeintlich gerettet. Doch es nutzte nichts. Der Konzern war weit verzweigt und damit nicht steuerbar. Das stellte sich später heraus. Über 500 Beteiligungen und Töchter – täglich entdeckte der Insolvenzverwalter neue. Und dann der untaugliche Versuch, mit nicht kostendeckenden Preisen in Deutschland das Baugeschäft aufzurollen. Hinzu kam: Alle Banken von Rang und Namen waren Aktionäre der Aktiengesellschaft – das musste schief gehen.

Die Sparten Tiefbau und Immobilienservice (Deutsche Asphalt und HSG) haben längst neue Eigentümer gefunden, für die angeblich profitable US-Tochter JA Jones (die immerhin fast die Hälfte der Konzernbeschäftigten hat) ziehen sich die Verkaufsgespräche hin. Das Inlandsgeschäft von Holzmann ist praktisch ohne Wert. Denn die Überkapazitäten der Baubranche sind so enorm, dass es gar nicht auffällt, wenn Holzmann sich vom Markt verabschiedet. So protestiert auch niemand so recht gegen die Zerschlagung. fo

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