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In Deutschland sollen die Bundesländer selbst entscheiden, ob sie Gen-Mais auf den Feldern zulassen oder nicht.

© Patrick Pleul/picture alliance / dpa

Global Food Convention: Grüne Gentechnik kann nicht viel

Die Versprechen der Agrarindustrie waren groß, die realem Ergebnisse sind ernüchternd: Weder sinkt der Pestizideinsatz noch steigen die Erntemengen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

Seit 20 Jahren führen die Europäer einen Kampf gegen die grüne Gentechnik. Genveränderte Pflanzen werden in Europa kaum angebaut. Die Skepsis der Verbraucher hat das bisher verhindert. Nachdem sich zeigte, dass die grüne Gentechnik gesundheitlich keine nachweisbaren negativen Folgen hat, veränderte sich die Ablehnung jedoch kaum. Der Grund dafür ist die weitverbreitete Ansicht der Europäer, dass sie für ihre gewaltigen Agrarsubventionen auch eine umweltverträglichere Landwirtschaft verdient haben, als die Bauern sie ihnen derzeit gibt.

Die grüne Gentechnik ist für viele das Symbol dafür, was in der Landwirtschaft falsch läuft: eine weitere Stufe der Industrialisierung der Landwirtschaft, deren katastrophale Umweltfolgen immer sichtbarer werden. Dazu gehören zu hohe Nitratwerte im Grundwasser ebenso wie die Furcht vor möglichen Gesundheitsfolgen des in der grünen Gentechnik nicht wegzudenkenden Totalherbizids Glyphosat.

Grüne Gentechnik hat keinen Umweltnutzen

Auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft hilft die grüne Gentechnik jedenfalls nicht. Auch wenn ihre Hersteller das Gegenteil behaupten. Die amerikanische Nationalakademie ist in einem umfassenden 600-Seiten-Bericht der Frage nachgegangen, ob genveränderte Nutzpflanzen, wie von der Industrie behauptet, tatsächlich höhere Ernten bringen und den Einsatz von Insektiziden und Herbiziden senken können. Das Ergebnis ist durchwachsen: Zwar lässt sich der Insektizideinsatz um etwa ein Drittel senken, wenn sogenannte Bt-Pflanzen eingesetzt werden. Sie besitzen ein Gen des Bazillus thuringiensis, das als „natürliches Insektizid“ auch in der konventionellen und sogar in einigen Formen der ökologischen Landwirtschaft eingesetzt werden darf. Die Bt-Pflanzen erzeugen das Insektizid in der Pflanze. Nach Einschätzung von Fred Gould von der North Carolina State University in Raleigh, dem Vorsitzenden des Wissenschaftsrats zur Bewertung von Erfahrungen und Potenzialen der grünen Gentechnik, gibt es auf Bt-Maisfeldern auch nicht weniger Insekten als auf einem konventionell bepflanzten Acker. Aber auf französischen Äckern ist der Einsatz von Insektiziden ohne Gentechnik im gleichen Zeitraum um 65 Prozent gesunken, geht aus Zahlen der Weltagrarorganisation FAO hervor.

Das war die gute Nachricht mit Blick auf die genveränderten Saaten. Beim Herbizideinsatz sieht es anders aus. Die National-Akademie hat ein Steigerung des Glyphosateinsatzes in den USA um 21 Prozent beobachtet. In Frankreich dagegen ist der Herbizideinsatz um 36 Prozent gesunken. Besonders überzeugend ist das Argument, mit genveränderten Nutzpflanzen sinke der Pestizideinsatz, nicht gerade. Und auch für höhere Ernten kann die Nationalakademie nur eine „geringe Evidenz“ erkennen.

Zur Welternährung taugt die grüne Gentechnik also kaum. Bleibt das Argument mit dem „Goldenen Reis“, mit dessen Hilfe Vitamin-A-Mangel und damit verbundene Erblindung bekämpft werden könnten. Doch diejenigen, die damit "gerettet" werden sollen, haben schnell erkannt, dass der „Goldene Reis“ ihnen nicht zu einer besseren Ernährung verhilft. Klassische Armutsbekämpfungsprogramme erreichen da mehr: Denn wer Gemüse anbauen und essen kann, entgeht dem Vitamin-A-Mangel ganz ohne Gentechnik.

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