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Statt Goldbarren zu kaufen, können Verbraucher mit Zertifikaten, Goldfonds oder Sparplänen in das Edelmetall investieren.

© AFP

Gold: Ein Klassiker für die Krise

Wer auf einen steigenden Goldpreis setzt, muss das Metall nicht kaufen.

Von Carla Neuhaus

Bundesbankchef Jens Weidmann nannte es kürzlich einen „zeitlosen Klassiker“ und lobte Gold für seine Funktion als „Tausch-, Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel“. Auch Privatanleger setzen seit einigen Monaten wieder vermehrt auf das Edelmetall. Wie jetzt eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach im Auftrag der Postbank ergab, halten die meisten Verbraucher Gold mittlerweile sogar für sicherer als eine Riesterrente, Festgeld oder Aktien.

Erst vergangene Woche stieg der Preis für eine Feinunze auf 1796 Dollar und damit auf den höchsten Stand seit elf Monaten. „Der Goldpreis reagiert stark auf die geldpolitischen Entscheidungen der Zentralbanken“, erklärt Gabor Vogel von der DZ-Bank diese Entwicklung. So plant die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Anleihekäufe, und auch die US-Notenbank könnte schon bald dazu gezwungen sein, frisches Geld in den Markt zu pumpen. Investoren fürchten, dass das zu Inflation führt und kaufen Gold, um ihr Geld gegen eine Entwertung zu schützen. Experten gehen davon aus, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten noch weiter steigen dürfte. Die Postbank prognostiziert, dass der Preis je Feinunze in den kommenden zwölf Monaten auf 1900 Dollar klettert. DZ-Bank- Analyst Vogel rechnet für denselben Zeitraum mit einem Preisanstieg auf 2050 Dollar. Zum Vergleich: Vor Ausbruch der Finanzkrise im Sommer 2007 kostete eine Feinunze Gold lediglich 700 Dollar. Um in Gold zu investieren, kaufen Privatanleger meist Münzen oder Barren. Doch es gibt auch noch andere Möglichkeiten, auf das Edelmetall zu setzen.

GOLDFONDS

Statt selbst Gold zu kaufen, können Anleger zum Beispiel auch Fonds erwerben, deren Anbieter für das investierte Geld Barren kaufen. Mittlerweile halten die Anbieter solcher Fonds weltweit 2500 Tonnen Gold und damit fünf Mal mehr als etwa die  EZB. Reine Goldfonds, die das gesamte Geld der Anleger in Edelmetall investieren, sind in Deutschland – anders als etwa in der Schweiz oder den USA – allerdings nicht zugelassen: „Fonds müssen hierzulande eine Streuung aufweisen“, sagt Karin Baur von der Stiftung Warentest. Deshalb dürfen deutsche Fonds, wie zum Beispiel Hansagold von der Hamburger Fondsgesellschaft Hansainvest, nur maximal 30 Prozent in Barren oder Münzen investieren. Die übrigen 70 Prozent stecken die Fondsmanager in Staatsanleihen und Zertifikate.

Anleger können das zwar umgehen, indem sie zum Beispiel einen Schweizer Goldfonds wie den Julius Bär Physical Gold Fund an der Börse in Zürich kaufen, der für das gesamte Fondsvermögen Gold kauft. „Dabei kann man aber steuerliche Probleme bekommen“, sagt Baur. Denn erkennen die deutschen Finanzbehörden die Anlage nicht als Investmentfonds an, muss der Verbraucher die Veräußerungsgewinne versteuern.

ETC-PAPIERE

Um auch für mehr als 30 Prozent der angelegten Summe Gold kaufen zu können, haben verschiedene Anbieter sogenannte Gold-ETCs aufgelegt: ETC steht für „Exchange Traded Commodities“, zu deutsch börsengehandelte Rohstoffe. ETC-Papiere sind Inhaberschuldverschreibungen, mit denen der Käufer meist einen Anspruch auf eine Gold-Lieferung erwirbt. Diese Papiere sind allerdings mit einem Ausfallrisiko behaftet: Das heißt, geht der ETC-Emittent pleite, ist auch das Geld der Anleger weg. „Wichtig ist, darauf zu achten, ob ein solches Papier mit physischem Gold hinterlegt ist“, sagt DZ-Bank-Analyst Vogel. Denn dann können sich die Anleger ihre Anteile bei Bedarf in Gold auszahlen lassen. Das ist beispielsweise beim Xetra-Gold der Fall, dem umsatzstärksten ETC-Papier in Deutschland, das von der Deutsche Börse Commodities herausgegeben wird.

ZERTIFIKATE

Zertifikate, die den Goldpreis nachbilden, sind meist günstiger als Fonds oder ETC-Papiere. Bei ihnen fallen beispielsweise keine Lagerkosten an. Allerdings sollten die Anleger auf die Höhe der Gebühren achten: So fällt beim Kauf über die Börse eine Börsengebühr an, außerdem verlangen manche Anbieter auch noch eine Managementgebühr.

GOLDAKTIEN

Auch wer Aktien von Goldminenbetreibern kauft, kann mit etwas Glück vom steigenden Goldpreis profitieren. Je mehr am Spotmarkt für eine Feinunze gezahlt wird, desto besser läuft in der Regel das Geschäft der Minenbetreiber. Verbraucherschützer raten allerdings, sich vor dem Aktienkauf genau über das Unternehmen zu informieren. „Minenbetreiber, die zum Beispiel zu wenig Gold finden, können auch in Zeiten eines hohen Goldpreises pleitegehen“, warnt Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Derzeit sollten Anleger vor allem bei solchen Unternehmen genauer hinschauen, die Minen in Südafrika betreiben. Dort streiken aktuell Hunderttausende Arbeiter, gut 40 Prozent der Goldförderung steht still. Das belastet zum Beispiel die Aktienkurse von Anglo Gold Ashanti und Gold Fields, die derzeit beide gut 16 Prozent unter dem Vorjahresniveau notieren.

SPARPLÄNE

Wer nur kleine Beträge in Gold anlegen will, kann zum Beispiel 100 Euro im Monat in einen Gold-Sparplan einzahlen. Damit erwirbt der Sparer nach und nach einen Anspruch auf eine Gold-Auslieferung. Allerdings raten Verbraucherschützer von dieser Anlageform ab, weil meist sehr hohe Gebühren anfallen. Außerdem sind die Sparpläne oft mit einer langen Mindestlaufzeit verbunden.

Unabhängig davon, mit welchen Finanzprodukten Anleger in Gold investieren: Sie sollten maximal fünf bis zehn Prozent ihres Vermögens in das Edelmetall stecken: „Gold ist und bleibt eine spekulative Anlage“, sagt Nauhauser. „Es hat immer nur den Wert, den wir Menschen ihm beimessen.“

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