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Wirtschaft: Gold so wertvoll wie zuletzt vor 25 Jahren

Feinunze kostet in New York mehr als 600 Dollar

Berlin - Der Preis für die Feinunze Gold hat am Freitag im elektronischen Terminhandel in New York den Rekordstand von 603,10 Dollar erreicht. Das Edelmetall ist damit so wertvoll wie zuletzt vor einem Vierteljahrhundert. Bereits am Vortag hatte der Goldpreis die 600-Dollar- Marke geknackt. Auch die Preise anderer Edelmetalle wie Silber, Platin und Kupfer sind zuletzt kräftig geklettert.

Experten erwarten, dass sich der seit vielen Monaten anhaltende Preisanstieg fortsetzen wird. Ein Einbruch Anfang des Jahres wurde offenbar von vielen Investoren als Chance zum Neueinstieg genutzt. „Es war nur eine Frage der Zeit, wann die Marke von 600 Dollar erreicht würde“, sagte James Moore, Analyst beim Branchendienst The Bullion Desk.com. „Gold wird in diesem Jahr in der Spitze 650 Dollar kosten“, sagte Wolfgang Wilke, Rohstoffexperte bei der Dresdner Bank, dem Tagesspiegel. „Höhere Notierungen halte ich nicht für ausgeschlossen.“

Erklärt wird das Interesse an Gold unter anderem mit der Sorge der Investoren um die Stabilität des Dollar, Inflationsängsten, politischen Spannungen im Mittleren Osten und Spekulationen über Goldkäufe einzelner Notenbanken. Aktuell steigt die Nachfrage auch, weil Anleger versuchen, sich gegen steigende Ölpreise abzusichern. Gold wird seit jeher als sicherer Hafen geschätzt.

Viele Beobachter halten indes Spekulanten, die nicht am eigentlichen Rohstoff Gold interessiert sind, für die treibenden Kräfte hinter dem Preisanstieg. So ist die Nachfrage nach so genannten index-basierten Rohstoff-Fonds, die flexibel an der Börse gehandelt werden können, zuletzt stark gestiegen. Marktführer ist die Bank Barclays Capital. Sie schätzt, dass das in diesen Fonds investierte Kapital im laufenden Jahr um 38 Prozent auf 140 Milliarden Dollar wachsen wird. „Die Fonds-Aktivitäten an der New Yorker Rohstoffbörse nehmen zu“, sagte Tsuyoshi Furukawa, ein Rohstoff-Experte aus Tokio. „Wenn die Preise weiter steigen, werden Investitionen rentabler – umso mehr Geld strömt auf den Rohstoff-Markt.“ Fraglich ist allerdings, wann die Fonds ihre Gewinne realisieren. „Wenn ihnen 600 Dollar genügen, droht ein Preisrutsch“, sagte Wolfgang Wrzesniok-Roßbach, Marktexperte des Edelmetallkonzerns Heraeus. Da sich Angebot und Nachfrage nach Gold zuletzt nicht geändert hätten, sei der Preissprung rein spekulativ gewesen.

Groß ist die Nachfrage aus China. Der Notenbank wird nachgesagt, sie stocke ihre Goldbestände im Tausch gegen Dollar auf, um sich unabhängiger von der amerikanischen Währung zu machen.

„Die Investoren schwimmen im Geld und suchen nach Anlagealternativen“, sagte Wolfgang Wilke von der Dresdner Bank. So seien Hedge-Fonds, die sich zuletzt auf dem Ölmarkt engagiert hätten, nun am Goldmarkt aktiv. Wilke warnt aber davor, Spekulanten allein für die Gold-Hausse verantwortlich zu machen. Goldkäufer treibe auch die Sorge vor dem Leistungsbilanz- und Haushaltsdefizit in den USA um, das auf Dauer ohne Anpassungskrise nicht finanzierbar sei. „Die Entwicklung des Dollarkurses zeigt, für wie gefährdet der Markt das Finanzsystem hält“, sagte Wilke.

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