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Kundenschwund. Bald könnte der Osten unter die Zehn-Prozent-Marke fallen. Foto: dpa

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Wirtschaft: Goldener Herbst

Trotz Krisenstimmung sinkt die Zahl der Arbeitslosen weiter. Berlin bleibt bundesweit das Schlusslicht

Berlin - Manager und Politiker zittern angesichts der schwelenden Schuldenkrise und ihrer Folgen für die Betriebe. Doch Arbeitsplätze hat die Angst um den Euro bislang nicht gekostet – der Trend ist sogar weiterhin positiv: Im September waren hierzulande 149 000 Menschen weniger arbeitslos als noch im August. Gegenüber dem September des Vorjahres liegt der Rückgang sogar bei 231 000. „Es gibt beim Thema Konjunktur derzeit eine Differenz zwischen Gefühl und Fakten“, sagte Frank-Jürgen Weise, Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), am Donnerstag in Nürnberg. Auch in den nächsten Monaten werde die Konjunkturkrise keine deutlichen Spuren auf dem Jobmarkt hinterlassen, vermutete er. „Die Nachfrage nach Arbeitskräften ist nach wie vor hoch.“

2,796 Millionen Menschen waren im September arbeitslos, das entspricht einer Quote von 6,6 Prozent. Weise führte dies auf die jahresübliche Belebung im Herbst zurück – nach der Sommerpause fahren die Firmen die Produktion wieder hoch und geben Bestellungen ab, entsprechend geht die Arbeitslosigkeit zurück. Selbst die saisonbereinigten Zahlen, aus denen die jahreszeitliche Entwicklung herausgerechnet ist, gingen um 26 000 zurück. Überdies reagiert der Stellenmarkt erfahrungsgemäß spät auf eine konjunkturelle Abkühlung; die Firmenchefs tun sich leichter, laufende Kosten zu kappen, als das Personal zu reduzieren.

Die guten Zahlen sind zudem bemerkenswert, weil die Behörden die arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen seit Monaten zurückfahren und derzeit deutlich weniger Menschen gefördert werden als in den vergangenen Jahren zu dieser Zeit.

Der Aufschwung hat in den vergangenen Monaten vielen Menschen den Weg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Von Januar bis August zählten die Statistiker 515 000 Erwerbstätige mehr, insgesamt haben nun 41,2 Millionen Menschen einen Job. Die Stellennachfrage bei den Arbeitsagenturen ist nach wie vor hoch, vor allem aus den Branchen Zeitarbeit, Handel, Bauvorbereitung, Gastgewerbe sowie Gesundheits- und Sozialwesen.

Auch in der Hauptstadtregion ging es aufwärts. Gegenüber dem August gab es in Berlin 10 300 und in Brandenburg 5300 Arbeitslose weniger. Berlin bleibt aber mit einer Quote von 12,7 Prozent das Schlusslicht unter den Bundesländern, Brandenburg erreichte mit 9,9 Prozent unter den 16 Bundesländern Rang zwölf. „Die Chancen für Arbeitslose haben sich deutlich verbessert“, sagte Margit Haupt-Koopmann, die die Regionaldirektion in der Hauptstadtregion leitet. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reklamierte den Erfolg für den Senat. Dessen Politik habe für ein „gutes Investitionsklima“ in der Stadt gesorgt.

Für die nächsten Monate rechnet BA-Chef Weise mit einem anhaltenden Aufschwung, mindestens bis zum Jahresende. Die Marke von drei Millionen Arbeitslosen werde frühestens im Januar 2011 erreicht – aber nur bei Schnee und strengem Frost. Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) zufolge sprechen die Zahlen dafür, dass die wirtschaftliche Entwicklung auch im dritten Quartal gut verlaufe. „Angesichts erhöhter Unsicherheit an den Finanzmärkten wirkt der Arbeitsmarkt damit erneut stabilisierend auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung“, ließ er erklären. Die SPD forderte die Regierung auf, die Hände nicht in den Schoß zu legen. Sie dürfe sich „nicht auf den Erfolgen ihrer Vorgänger ausruhen“, sagte SPD-Fraktionsvize Hubertus Heil.

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