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Goldhändler im Interview: „Die sicherste Währung der Geschichte“

Der britische Goldhändler Paul Tustain spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Werte und Preise.

Herr Tustain, Ihre Firma BullionVault verkauft Gold für Privatleute. In nur fünf Jahren haben Sie mehr als 20 Tonnen im Auftrag Ihrer Kunden eingelagert. Warum kaufen die Menschen Gold?

Weil Gold ihr Geld vor wirtschaftlichem Konkurs schützt, sei es Inflation oder Deflation. Vor 2000 Jahren, das wissen wir aus der römischen Literatur, bekamen Sie für eine Unze Gold 300 Brotlaibe. Heute bekommen Sie immer noch genau so viel Brot für eine Unze. Währungen können an Wert verlieren, wenn das Vertrauen fehlt, Gold aber ist ein perfekter Bewahrer der Kaufkraft.

Was macht Sie so sicher, dass Gold seinen Wert immer behalten wird? Man kann es nicht essen und nicht verheizen.
Eben deshalb. Gold kann man nicht verbrauchen, es behält seinen Wert, auch wenn es verarbeitet wird, etwa zu Schmuck. Ich gehe nicht davon aus, dass die Menschen zum Tauschhandel zurückkehren, selbst in der größten Krise nicht. Solange es eine Arbeitsteilung gibt, gibt es auch eine entsprechende Währung dafür. Sie können Gold als die verlässlichste Währung in der Geschichte ansehen.

Der Goldpreis hat sich den letzten zehn Jahren vervierfacht. Was ist, wenn die Rallye vorbei ist? Dann lohnt sich die Investition nicht mehr.
Das stimmt. Ich behaupte nicht, dass Gold immer ein gutes Investment ist. Gold wirft keine Zinsen ab. Gold sollte man kaufen, wenn es Anzeichen dafür gibt, dass die Wirtschaft schlecht läuft. Ich denke, Goldanlagen sind so lange gut, bis die Regierungen handeln und ihre eigenen Währungen stärken. Momentan sind sie in einem Krieg der Abwertung. In den letzten Jahren sind die Zinsen immer weiter gesunken, der Goldpreis aber ist gestiegen.

Zurzeit steht der Goldpreis bei der Rekordmarke 1300 Dollar. Ist das eine Blase, die wir da sehen?
Nein, noch gibt es keine Goldblase. Die Volatilität ist viel niedriger als bei einer typischen Blase. Ich halte auch nichts davon, den Wert des Goldes in Währungen zu messen. Der Goldpreis ist auch deshalb so hoch, weil der Dollar so schwach ist. Für mich zählt eine andere Größe: Gold macht derzeit sieben Prozent des weltweiten Vermögens aus. In den 30-er Jahren und in den 70-er Jahren, den großen Goldperioden, waren es 25 Prozent. Ich denke, wir haben erst ein Drittel des Aufwärtszyklus erreicht. Wie es weitergeht, hängt von dem Verhalten der Regierungen ab.

Seit Januar verkaufen Sie auch Silber. Viele Experten sagen, dass Silber unterbewertet ist. Stimmt das?
Im Gegensatz zu Gold steigt und sinkt der Silberpreis viel schneller. Darum wird mit Silber mehr spekuliert. Manche Leute glauben auch, dass man mit Silber eines Tages wieder bezahlen wird. Ich persönlich glaube nicht, dass das in naher Zukunft eintreten wird.

Paul Tustain ist der Gründer von BullionVault. Die britische Firma verkauft Anteile an Goldbarren an Privatanleger und lagert sie in Tresoren. Das Interview führte Miriam Schröder

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