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Allgegenwärtig. Bislang lässt sich Google die besten Platzierungen in seiner Suche gut bezahlen. Künftig soll auch die Konkurrenz eine Chance haben. Foto: AFP

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Wirtschaft: Google findet auch Yahoo

Der Internetkonzern einigt sich mit EU-Kommission und hofft, einer Milliardenstrafe zu entgehen.

Joaquin Almunia hat am Mittwoch ein wenig über sein eigenes Surfverhalten preisgegeben. Er nutze nicht nur Google, sondern auch andere Internetsuchmaschinen. „Ich vergleiche die Ergebnisse häufig.“ Das ist bisher notwendig, wenn man einen echten Überblick beispielsweise über die günstigsten Preise beim Onlinekauf erhalten will. Google nämlich hebt besonders jene Anbieter hervor, die dafür bezahlen – andere schauen in die Röhre. „Dieser Missbrauch der marktbeherrschenden Stellung“, so der oberste EU-Wettbewerbshüter, „muss nun beseitigt werden .“

Die Untersuchung der Brüsseler Kommission, mit der sie Beschwerden von insgesamt 18 Konkurrenzunternehmen – unter anderem Expedia und Trip-Advisor – nachgeht, läuft schon seit gut drei Jahren. Almunia erklärte dies damit, dass der Markt der Suchmaschinen ein „bewegliches Ziel“ sei und sich ständig verändere. Google hat in der EU zum Teil über 90 Prozent Marktanteil bei der Internetsuche. Im dritten Anlauf hat Almunia nun einen Kompromissvorschlag des US-Konzerns akzeptiert. „Damit können die Bedenken ausgeräumt werden.“ Google verpflichtet sich demnach nicht nur dazu, seinen Kunden auch eine Zusammenarbeit mit der Konkurrenz zu gestatten. Er verändert auch das Erscheinungsbild seiner Suchergebnisse. So muss Google klarer kennzeichnen, welches die „normalen“ Suchergebnisse sind und welche aus dem eigenen Dienst stammen, den sich das Unternehmen teuer bezahlen lässt. Zudem müssen drei Ergebnisse konkurrierender Suchmaschinen in gleichwertiger Aufmachung zu sehen sein. Bei Smartphones mit ihren kleineren Bildschirmen muss von drei Bildern, die angezeigt werden können, eines der Konkurrenz gehören. Der Kommissar hob hervor, dass die Einigung auch für künftige Werbeformate und Google-Dienste gelte.

Das Unternehmen selbst äußerte sich nicht zu Details. Man sehe „hoffnungsvoll einer Lösung dieser Angelegenheit entgegen“. Erleichtert dürfte Verwaltungsratchef Eric Schmidt, der gerade einen Aktienbonus im Wert von 100 Millionen Dollar zugesagt bekommen hat, dennoch sein: Mit bis zu fünf Milliarden Dollar hätte die Wettbewerbsstrafe sogar diesen Großkonzern empfindlich getroffen. Konkurrent Microsoft hatte in einem ähnlichen Fall vor einiger Zeit 1,7 Milliarden Euro Strafe an die Brüsseler Kommission zahlen müssen.

Allerdings auch der Google-Kompromiss ist noch nicht rechtsverbindlich. Erst wenn sich die Beschwerdeführer geäußert haben, kann es eine bindende Entscheidung in dem Fall geben. Almunia rechnet trotz der anhaltenden Kritik der Kläger „in einigen Monaten“ damit. Die Kompromisslösung, die von einer unabhängigen Stelle fünf Jahre lang überwacht werden soll, sei immer noch schneller als das normale Verfahren. Die Zugeständnisse von Google seien „vollkommen inakzeptabel“, erklärte hingegen der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger und der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger in Berlin. Damit könne Google seine Marktmacht noch ausbauen.

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