zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Google geht mit Rabatt an die Börse

Internetkonzern reduziert mangels Nachfrage seine Preisvorstellung und verkauft weniger Anteile – Börsenaufsicht gibt grünes Licht

New York Der Internetkonzern Google ist auf dem Weg an die Börse ins Stolpern geraten. Das Unternehmen muss seine Preisvorstellungen für die Aktie wegen der schwachen Nachfrage der Anleger drastisch reduzieren. Das angestrebte Volumen der Emission sinkt deshalb von bis zu 3,5 Milliarden Dollar auf 1,7 bis 1,9 Milliarden Dollar. Der Handel kann schon diesen Donnerstag starten. Nachdem die US-Börsenaufsicht ihre Zustimmung zum Parkettdebüt zunächst von der Prüfung nicht weiter benannter Details abhängig machte, gab sie am Mittwochabend nach Börsenschluss in New York doch noch grünes Licht. Jetzt will Google so schnell wie möglich den Ausgabepreis fixieren.

Google teilte mit, eine Aktie werde nun zwischen 85 bis 95 Dollar kosten. Der abschließende Preis wird in einem Auktionsverfahren ermittelt, die jetzt geschlossen werden kann. Anleger mit Wohnsitz in den USA konnten seit vergangenen Freitag im Internet Gebote abgeben. Bislang hatte sich Google zwischen 108 und 135 Dollar pro Aktie versprochen. Außerdem reduzierte Google die Zahl der auszugebenden Aktien von gut 25 Millionen auf 19,6 Millionen Stück. Marktbeobachter sagten, die bisherigen Preisvorstellungen seien überzogen gewesen. „Der neue Preis ist ein Schritt hin zu mehr Realismus – aber er liegt immer noch weit jenseits jeder Realität“, zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg einen Fondsmanager.

Die Märkte beobachten den Google-Börsengang mit großem Interesse. Er gilt als wichtiger Indikator dafür, ob das Geschäft mit Börsengängen wieder an Fahrt gewinnen kann. Der Zeitpunkt, zu dem Google seine Aktien verkauft, ist aber ungünstig: Die Kurse der Technologieaktien stehen seit Jahresanfang stark unter Druck und haben im Schnitt 13 Prozent verloren. Google wäre der größte Börsengang (IPO oder Initial Public Offering) eines Technologieunternehmens seit langer Zeit und der zweitgrößte eines Internet-Unternehmens überhaupt.

Der Gesamtwert aller 271 Millionen Google-Aktien würde bei einem Preis von 95 Dollar je Aktie bei 25,8 Milliarden Dollar liegen gegenüber rund 36 Milliarden Dollar bei dem bisher erwarteten Höchstpreis. Selbst bei einem Preis von 85 Dollar je Aktie ergibt sich für Google ein Gesamtwert von 23 Milliarden Dollar. Der Betreiber der gleichnamigen Internet-Suchmaschine würde damit genau so hoch bewertet wie General Motors, der weltgrößte Autokonzern.

Hintergrund für die Weigerung der SEC vom Dienstag, den Börsengang abschließend zu genehmigen, war dem Vernehmen nach ein „Playboy“-Interview mit den Google-Mitbegründern Larry Page und Sergey Brin. Dort gemachte Äußerungen über das Unternehmen könnten möglicherweise gegen die Schweigepflicht vor einem Börsengang verstoßen haben, wurde spekuliert. Google teilte denn auch am Mittwoch mit, die Börsenaufsicht SEC habe „zusätzliche Informationen“ zu der Veröffentlichung verlangt. Die Fragen sind aber nun offenbar geklärt.

Dabei waren Analysten skeptisch. „Es gibt nichts, was die SEC zwingen könnte, den Zeitplänen von Google zu folgen“, sagte Scott Kessler von Standard&Poor’s. Er ging davon aus, dass die Behörde mit dem Fall besonders sorgfältig umgehen wolle, weil der Börsengang bereits im Vorfeld so hohe Wellen geschlagen hatte. „Der Druck auf die SEC ist hoch, sie muss sicherstellen, dass all die komplizierten Regeln befolgt werden“, sagte Kessler. David Garrity, Internet-Aktienanalyst bei Carris & Co. sagte wiederum: „Die Sache ist keinesfalls ein Selbstgänger, und man kann nicht damit rechnen, dass alles bis Ende dieser Woche geklärt ist.“

Der Preisabschlag kam für die meisten Analysten allerdings wenig überraschend. „Ich hatte mit einem Discount von wenigstens zehn bis 15 Prozent gerechnet“, sagte Garrity, „und Yahoo ist immer noch das attraktivere Investment, wenn man in Betracht zieht, wie viele Google-Aktien nach Ablauf der Verkaufsbeschränkung noch in den Umlauf kommen können. Es gibt keinen Grund, jetzt schnell Google zu kaufen.“ Befürchtet wird, dass ein großer Überhang von Google-Aktien mit entsprechenden Kursverlusten droht, wenn weitere Papiere schrittweise zum Verkauf frei werden. Dies wird nach 180 Tagen für mehr als 176 Millionen Google-Anteile der Fall sein. tmo (HB)/mbkr

-

Zur Startseite