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Wirtschaft: Google setzt die Konkurrenz unter Druck Junge Internet-Anbieter sind begehrt wie nie

Silicon Valley - Ein Schlagwort dieser Tage in Silicon Valley ist „Digital Millennials”. Dahinter verbergen sich die 14 bis 24 Jahre alten Mitglieder der Internetgemeinde.

Silicon Valley - Ein Schlagwort dieser Tage in Silicon Valley ist „Digital Millennials”. Dahinter verbergen sich die 14 bis 24 Jahre alten Mitglieder der Internetgemeinde. Ihre Charakteristika: Immer online und „born at the keyboard” – mit dem Keyboard aufgewachsen. Diese Gruppe ist mitverantwortlich für einen der größten Coups eines Startup-Unternehmens: die Übernahme der Videosharing-Site YouTube, nicht einmal zwei Jahre alt, durch Google für die astronomische Summe von 1,65 Milliarden Dollar.

YouTube und andere sogenannte soziale Networks wie MySpace und Facebook verdanken ihr rasantes Wachstum genau diesen „Digital Millennials“ – in den USA bis zu 50 Millionen Nutzer stark. Denn ob sie Videos (YouTube) oder selbst geschriebene Songs (MySpace) austauschen oder mit ehemaligen Studienkollegen in Kontakt bleiben (Facebook), sie sind mit 200 Milliarden Dollar Kaufkraft die interessantesten Konsumenten der Zukunft.

Ob all dies ein gutes Geschäft oder eine Wiederholung der Internet-Blase von vor sechs Jahren sein wird, wird sich erweisen. Sicher ist jedoch schon heute, dass es nicht bei diesem Deal bleiben wird. Der Milliarden-Coup von Google setzt die Konkurrenz unter Druck. Denn wo Konsumenten nicht bereit sind, für den Inhalt auf den Internet-Seiten zu bezahlen, sind es allein die Werbedollars, die diese Deals lukrativ machen.

Schon seit Wochen kursieren deshalb Gerüchte über Gespräche zwischen Yahoo und dem Studentenportal Facebook. Facebook hat mit zehn Millionen Nutzern zwar nur ein Drittel der Nutzer von YouTube, gehört wie dieses jedoch zur ersten Generation und wächst enorm.

Beobachter raten Yahoo denn auch, schnell zuzuschlagen, bevor die Preise selbst für kleinere, interaktive Internetseiten explodieren. Ganz nach dem Motto: Wer das „Next New Thing” verschläft, den bestraft das Leben wie Tom Freston. Der Chef von Viacom verlor angeblich seinen Job im vergangenen Jahr, als Robert Murdochs News Corp. ihm MySpace für 580 Millionen Dollar vor der Nase wegschnappte.

Erinnerungen an die Abstürze Ende der 90er Jahre kommen auf, die mit Aktienverlusten in Billionenhöhe endete. Ein prominentes Opfer: Time Warner und dessen desaströser Zusammenschluss mit AOL. Kein Wunder, dass der Chef von Time Warner, Dick Parsons, sagt: „YouTube verdient kein Geld. In diesen Regionen wollten wir nicht mitbieten.” In der Tat: Die Protagonisten des Web 2.0, wie die zweite, interaktive Generation des Web-Business genannt wird, machen bislang keinen nennenswerten Profit. Ihr Wert basiert allein auf der Hoffnung, dass sich eines Tages die Zahl der Nutzer über Werbeeinnahmen versilbern lässt. Und YouTube hat viele Nutzer. Pro Tag werden dort rund 100 Millionen Videoclips runtergeladen. Meist humorige Beiträge, Musikstücke oder schräge Selbstporträts. Täglich kommen 65 000 neue Clips dazu.

Die weltvernetzte Internetgemeinde liefert die Inhalte selbst. Den Anfang machte die eigene Webseite, dann kamen die Internet-Artikel, die Blogs. Nun sind es Videos und Musikclips, Collagen aus Bildern, Klängen und Selbstdarstellung. Dieser Inhalt dürfte urheberrechtlich problematisch sein, was die YouTube-Gemeinde bislang aber herzlich wenig kümmerte. Doch da nun der finanzkräftige Suchmaschinengigant dahintersteht, werden diese angemeldet.

Time Warner hat bereits mahnend den Finger gehoben. Das Unternehmen habe nichts gegen eine Verwendung seiner Inhalte auf YouTube, erklärte Parsons, wenn es als Eigentümer ausgewiesen und damit an den Werbeeinnahmen beteiligt werde. Vielleicht langfristig ein klügerer Schachzug, als selbst eines der interaktiven Netzwerke zu kaufen.

Ob sich das Engagement für Google rechnet, ist ungewiss. Vor allem geht es um eines: Die Ersten zu sein und keine neue Entwicklung zu verschlafen.

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