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Wirtschaft: Greenspan stimmt die Märkte auf steigende Zinsen ein US-Notenbank tagt /Schnelle Veränderung könnte Renten und Aktien unter Druck setzen

(mot). In der amerikanischen Geldpolitik wird an diesem Dienstag eine wichtige Weichenstellung erwartet.

(mot). In der amerikanischen Geldpolitik wird an diesem Dienstag eine wichtige Weichenstellung erwartet. Alan Greenspan, der Chef der USNotenbank, wird bei der turnusmäßigen Sitzung der Fed die Märkte nach Meinung von Beobachtern deutlicher auf eine Zinserhöhung einstimmen als bisher. Eine Veränderung der Leitzinsen – die bei einem Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit mehr als 50 Jahren liegen – wird aber frühestens im Sommer erwartet.

Auch von der Europäischen Zentralbank (EZB), die am Donnerstag tagt, erhoffen sich Beobachter und Investoren Hinweise über die Zinspolitik. Während in der wachsenden US-Wirtschaft die Sorge vor einer Inflation zunimmt, steht im Euroraum den Risiken für die Inflation die schwache Konjunkturerholung entgegen. An den Börsen hielten sich Anleger am Montag zurück. Der Dax lag am Abend fast unverändert bei 4007,82 Punkten. Der Euro-Kurs pendelte sich bei 1,1953 Dollar (Freitag: 1,1947 Dollar) ein.

Greenspan hatte die bevorstehende Zinswende bereits Ende April ausgerufen. Die Banken seien auf höhere Zinsen vorbereitet – und die Fed werde alles tun, um den Aufschwung inflationsfrei zu halten, hatte der Notenbanker erklärt. Ein „Inflationsdruck auf breiter Front“ sei zwar noch nicht zu beobachten. Der „beunruhigende Trend zur Deflation“ sei aber gestoppt. Beobachtern ist damit klar, dass die Phase niedriger Leitzinsen in den USA zu Ende geht. Die Frage, die alle bewegt, lautet aber: Wann dreht Greenspan an der Zinsschraube? Noch vor den Präsidentschaftswahlen im Herbst? „Greenspan hat sich für ein Sowohl-als-auch entschieden“, sagt Gertrud Traud, Leiterin der Aktienmarktstrategie der Bankgesellschaft Berlin. „Er hat angekündigt, dass er etwas tun will – aber er will es vorsichtig tun.“ Die Deutsche Bank erwartet, dass die Notenbank ihre Geldpolitik an diesem Dienstag „auf neutral schalten und damit ihre bisher bekundete Neigung, die Zinsen zu senken, aufgeben wird“. Auch die Experten von Trinkaus&Burkhardt rechnen damit, dass Greenspan weitere Schritte vermeiden und die Inflations- und Wachstumsrisiken als „ausgewogen“ bezeichnen wird.

Vorsicht ist aus der Sicht des Notenbankers auch geboten, denn Aktien- und Rentenmärkte haben ein Kursniveau erreicht, dass sich mit schnellen Zinsschritten nicht verträgt. Steigende Zinsen führen für gewöhnlich bei Staatsanleihen zu fallenden Kursen und damit zu steigenden Renditen. Am Bondmarkt, wo Anleihen gehandelt werden, ist eine Zinserhöhung auf 1,75 Prozent schon in den Kursen verarbeitet. Rentenhändler fragen sich aber, ob Greenspan nicht spürbarer eingreifen wird, wenn sich der Arbeitsmarkt weiter so positiv entwickelt wie im März. Hinweise dafür liefert am Freitag der aktuelle US-Arbeitsmarktbericht. Geht die Arbeitslosigkeit zurück, steigen in der Folge die Löhne. Für die Unternehmen bedeutet dies höhere Kosten, die sie im Aufschwung leichter auf ihre Kunden abwälzen können. Die Preise steigen, der Inflationsdruck wächst.

Aktien sind inzwischen so stark gestiegen, dass eine oder mehrere kräftige Zinserhöhungen die Inflationsangst der Börsianer schüren und die erfreulichen Unternehmensnachrichten in den Hintergrund drängen. Die Folge könnte ein Absturz der Kurse sein.

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