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Wirtschaft: Greenspans Rechnung

Von Henrik Mortsiefer Alan Greenspan kann an der schlechten Stimmung, die in der US-Wirtschaft derzeit herrscht, wenig ändern. Hätte der Chef der US-Notenbank am Dienstag die Zinsen gesenkt, wäre ihm womöglich sein wichtigstes Instrument, die Zinsschraube, aus den Händen geglitten.

Von Henrik Mortsiefer

Alan Greenspan kann an der schlechten Stimmung, die in der US-Wirtschaft derzeit herrscht, wenig ändern. Hätte der Chef der US-Notenbank am Dienstag die Zinsen gesenkt, wäre ihm womöglich sein wichtigstes Instrument, die Zinsschraube, aus den Händen geglitten. 1,75 Prozent, so niedrig waren die Leitzinsen in den USA zuletzt vor 40 Jahren. Viel weiter können sie nicht sinken, sonst geriete die US-Ökonomie bedrohlich nahe an das japanische Szenario: Null-Zinsen motivieren keine Investitionen, fallende Preise regen den Konsum nicht mehr an, die Volkswirtschaft versinkt in der Deflation. Dass die US-Wirtschaft so weit noch nicht ist, kann nicht beruhigen. Der geldpolitische Spielraum ist kleiner geworden.

Die Probleme bleiben die gleichen: Als es an den Börsen aufwärts ging, fühlten sich alle reich. Obwohl die Gewinne meist nur auf dem Papier standen, gaben die Anleger mehr Geld aus. Jetzt ist es umgekehrt: Seit die Kurse im Keller sind, halten die Verlierer auch ihr Bargeld zusammen. Arbeitslosigkeit, Skandale und Pleiten tun ihr Übriges, um die Verbraucher zu verunsichern. Und die Unternehmen sind auf Tauchstation gegangen. Sie verschieben ihre Investitionen, streichen Stellen und schreiben Beteiligungen ab. Wer kann daran etwas ändern?

Greenspan bleibt eine Frist bis zur nächsten Notenbanksitzung. Kommt es bis dahin nicht zum Crash einer Großbank oder Versicherung, wächst zugleich das Vertrauen der Verbraucher und Manager und kehren die Investoren bis dahin an die Börse zurück – dann verlieren sich auch die Sorgen vor einer doppelten Rezession. Und Alan Greenspan hätte, anders als am Dienstag, ein paar Unbekannte weniger in seiner Rechnung.

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