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Die Athener Akropolis hat die Geschichte überdauert.

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Griechenland im Lexikon: Was unsere Vorfahren über die Griechen wussten

Wiederholt sich die Geschichte? Laut einem deutschen Lexikon von 1905 war die finanzielle Lage der Griechen schon von mehr als hundert Jahren desolat.

Was uns die Geschichte lehrt? Leider nicht alles. Sie wiederholt sich ja bekanntlich nicht. Oder doch? In jedem Fall ist bemerkenswert, was schon die Ahnen der Deutschen über diese Neuen Griechen wussten – oder, was ihnen weisgemacht wurde. Ein Blick in die Standardenzyklopädie „Meyers Konversationslexikon“, Band 8, erschienen 1905, hilft vielleicht auch zu verstehen, warum die Hellenen Kontrolle als so starke Demütigung empfinden: Unter G wie Griechenland (Neu-Griechenland) findet sich auf Seite 310 der Abschnitt Finanzen, eingeklemmt zwischen den Abschnitten zur Rechtspflege („leider stark von der Politik beeinflusst“) und dem Heerwesen („Oberster Kriegsherr ist der König“).

"Bedenkliches Chaos, dessen Ordnung nie gelungen ist"

„Die griechischen Finanzen befanden sich stets in einem bedenklichen Chaos, dessen Ordnung nie gelungen ist und das 1893 durch die wiederholten Kriegsrüstungen, durch die Beteiligung an den kretischen Aufständen (gegen die Osmanen, Anm.), durch übertriebene Ausgaben für die Marine und die Unfähigkeit der meisten Finanzminister zum Staatsbankrott führte“, beginnt der Abschnitt. „Nachdem die Staatsschuld auf 598 Mill. Drachmen und Gold und 152 Mill. Drachmen in Papier gestiegen war, setzte die Regierung mehrere Jahre lang in willkürlicher Weise die Zinsen der auswärtigen Anleihen auf ein Drittel des ursprünglichen Betrages herab. Als die Finanzen infolge des unglücklichen Krieges mit der Türkei 1897 sich noch mehr verschlechtern, wurde dem Finanzminister eine aus je einem Vertreter der sechs europäischen Großmächte bestehende internationale Finanzkontrolle mit Sitz in Athen beigegeben“, hieß es.

Schon im 19. Jahrhundert hatten die Griechen ein Schuldenarrangement

Weiter berichtet der Chronist von einem Schuldenarrangement am 26. Februar 1898: Demnach hätten die Griechen als Garantie für den Dienst der äußeren Schuld Staatseinkünfte zu „überweisen“: Neben den Monopoleinnahmen aus Salz, Petroleum, Streichhölzern, Spielkarten (!) und Naxosschmirgel (einem Schleifmittel von der gleichnamigen Insel) mussten auch Einnahmen aus der Tabak- und Stempelsteuer abgeführt werden. Und vieles mehr. „Die Überschüsse aus den verpfändeten Staatseinkünften sowie der Gewinn aus der Kursdifferenz werden zwischen der griechischen Regierung (40 Proz.) und den Gläubigern (30 Proz. zur Zinsaufbesserung und 30 Proz. zur Amortisation) verteilt.“ Seit Beginn der Kontrollen sei „eine Besserung der Finanzen“ zu bemerken, urteilt der Autor 1905. Der Wechselkurs sei nicht unwesentlich gefallen. „Und bei der Aufstellung des Etats ist gegen die früheren, meist unglaubwürdigen Budgets eine größere Vorsicht und Genauigkeit zu bemerken.“

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