zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Griechenland ist nicht Saudi-Arabien

Athen untersucht Öl- und Gasvorkommen.

Athen - Die bedeutenden Erdgasfunde vor der Südküste Zyperns, die den Gasbedarf der Inselrepublik möglicherweise für die kommenden 200 Jahre decken könnten, spornen auch die benachbarten Griechen an. Das Athener Energieministerium hat jetzt drei Konzessionen für die Erdöl- und Erdgasexploration ausgeschrieben. Die vermuteten Vorkommen sind nicht unbedeutend. Die akuten Schuldenprobleme des Landes werden sie aber wohl kaum lösen.

Seismische Untersuchungen haben gezeigt: In mehreren Regionen des griechischen Festlandes sowie vor den Küsten könnte es Erdöl- und Erdgasvorkommen geben. Mit den jetzt ausgeschriebenen Explorationen hofft die Regierung ein klareres Bild zu bekommen. „Es gibt Öl“, glaubt Giannis Maniatis, Staatssekretär im griechischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimawandel. „Wir haben Grund zum Optimismus, und wir werden keine Enttäuschung erleben.“

Zu den vielversprechenden Regionen, in denen jetzt die Suche nach Öl und Gas beginnen soll, gehört der Golf von Patras an der Westküste des Peloponnes. Seismische Untersuchungen deuten auf Erdölvorräte von etwa 200 Millionen Fass (je 159 Liter) hin. Die zweite jetzt ausgeschriebene Region liegt bei der nordgriechischen Stadt Ioannina. Hier werden 50 bis 80 Millionen Fass Erdöl vermutet. Derdritte zur Vergabe anstehende Sektor ist das Seegebiet vor der westgriechischen Stadt Katakolo mit geschätzten Vorkommen von drei bis vier Millionen Fass.

Bereits seit 1981 werden in der nördlichen Ägäis bei der Insel Thassos Erdgas und Erdöl gefördert. Das sogenannte Prinos-Feld deckte zeitweilig mehr als zehn Prozent des griechischen Ölbedarfs, ist inzwischen aber weitgehend erschöpft. Die Vorkommen, um die es jetzt geht, sind wesentlich größer. Allein im ionischen Meer werden 500 Millionen Fass Erdöl vermutet, das Vierfache des Prinos-Vorkommens, sagt Energie-Staatssekretär Maniatis. Bedeutende Erdgas- und Erdöl-Lagerstätten könnte es nach Expertenschätzungen auch südlich der Insel Kreta geben. Für Ihre Ausbeutung müsste sich Griechenland allerdings zuvor mit Libyen und Ägypten auf die Abgrenzung der Wirtschaftszonen in dem Seegebiet einigen.

Staatssekretär Maniatis warnt zwar vor einem Ölrausch: „Wir sind weder Saudi- Arabien noch Norwegen.“ Er ist aber zuversichtlich, dass Griechenland mit einheimischen Öl- und Gasvorkommen in Zukunft etwa ein Drittel des eigenen Bedarfs decken kann. Das würde die Handelsbilanz spürbar entlasten. Die jetzt in griechischen Kaffeehausdiskussionen mitunter zu hörende Hoffnung, die Öl- und Gasfunde würden die akuten Schuldenprobleme des Landes lösen, ist aber eine Illusion. Zwar sollen die jetzt ausgeschriebenen Explorationen bis zum Herbst ein klares Bild der Vorkommen geben. Aber bis das Öl und die Petrodollars sprudeln, wird noch viel Zeit vergehen.

So verstrichen beim Prinos-Feld zehn Jahre zwischen Exploration und Förderbeginn. Auch Zypern wird die Förderung aus den 2005 entdeckten und jetzt durch Probebohrungen bestätigten Erdgasvorkommen wohl erst 2015 aufnehmen können. Maniatis veranschlagt, dass die drei Vorkommen, um die es jetzt geht, über einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren dem griechischen Staat Einnahmen von elf bis 15 Milliarden Euro bringen werden. Das entspräche gerade einmal sechs bis neun Prozent der Staatsschulden. Gerd Höhler

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false