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Die Hoffnung der Anderen. Der Ausgang des Urnengangs in Athen entscheidet womöglich auch über die Zukunft der anderen Euro-Krisenländer, wie dieses Graffiti in Lissabon deutlich macht.

© Reuters

Griechenland-Wahl: Schaumteppich aus Geld für die Märkte

Mit Milliardenhilfen für die Banken könnte die EZB auf das Athener Wahlergebnis reagieren. Analysten warnen, mit Geld lasse sich nicht alles kaufen.

Die Vorbereitungen für die Notlandung laufen. Wenn am Montag die Märkte öffnen, wird feststehen, wer die Wahl in Griechenland gewonnen hat: Die Konservativen und die gemäßigte Linke, die das Land in der Euro-Zone halten und deshalb grundsätzlich den Reformkurs fortführen wollen. Oder die radikale Linke, deren Wortführer Alexis Tsipras die strengen Kreditauflagen außer Kraft setzen und den Euro-Austritt riskieren will.

Da der Ausgang ungewiss ist, hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Schaumteppich schon vor dem Wochenende auf das Börsenparkett gesprüht. EZB-Präsident Mario Draghi stellte weitere Milliardenhilfen für den Bankensektor in Aussicht. „Das Euro-System wird zahlungsfähigen Banken weiter Liquidität bereitstellen, wenn das benötigt wird“, sagte er auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Main.

Damit ging Draghi auf Gerüchte ein, wonach sich die Zentralbanken darauf vorbereiten, das Geldsystem nach der Wahl massiv zu stützen. Aus Sorge vor den Folgen eines griechischen Euro-Austritts könnten Investoren Kapital aus der Währungsunion abziehen. Die Nachrichtenagentur Reuters meldete unter Berufung auf G20- Vertreter, die Notenbanken der weltweit führenden Industrie- und Schwellenländer bereiteten sich auf eine konzertierte Aktion vor.

Je nachdem wie heftig die Finanzmärkte auf den Wahlausgang reagierten, könne Anfang der Woche sogar ein Krisentreffen von Ministern der Gruppe der sieben größten Industriestaaten (G7) stattfinden, zu der auch Notenbanker zugeschaltet werden könnten. Eine für Sonntagabend anberaumte Telefonkonferenz der Euro-Finanzminister wollte ein Sprecher des deutschen Ressortchefs Wolfgang Schäuble (CDU) zwar nicht bestätigen. Grundsätzlich sei nichts geplant. Aber: Der Minister habe „sicher einen Hang zum Telefon“.

Bildergalerie: Die Parlamentswahl in Griechenland

Die britische Notenbank will die einheimischen Geldhäuser in den kommenden Wochen mit günstigen Krediten in Höhe von 100 Milliarden Pfund gegen die Euro-Krise abschirmen. Damit könne die Kreditvergabe an Verbraucher und Unternehmen angekurbelt werden, kündigte Mervyn King, Chef der Bank of England an. Nach einem ähnlichen Modell hatte die EZB in den vergangenen Monaten eine Billion Euro in den Geldkreislauf gepumpt.

Für Notenbank-Chef Draghi ist das ein durchaus erfolgreiches Vorgehen, wie er am Freitag – wohl in Vorgriff auf mögliche neue Geldspritzen – betonte. Das zusätzliche Geld habe einer möglichen Kreditklemme vorgebeugt und somit konjunkturelle Impulse ausgelöst. Dass die zur Verfügung gestellte Menge nicht zu hoch war, zeige zum einen die nach wie vor mäßige Konjunktur und zum anderen die übersichtliche Inflationsrate von zuletzt 2,4 Prozent im Euroraum. „Die Inflationserwartungen bleiben fest verankert und es gibt in keinem Euro-Land ein Inflationsrisiko“, sagte Draghi.

An den Börsen sorgten allein die Spekulationen über zusätzliche finanzielle Mittel am Freitag für gute Stimmung. Die Leitindizes in Asien und Europa präsentierten sich freundlich. Analysten warnten jedoch davor, dass man mit Geld nicht alles kaufen könne. Unabhängig vom Ausgang des Urnengangs in Athen blieben die strukturellen Probleme in der Euro-Zone bestehen, sagte Giuseppe Amato vom Brokerhaus Lang & Schwarz. „Die Politik muss vortreten und sagen: ,Wir haben einen Plan für die Vereinigten Staaten von Europa.’“

Das sieht auch der EZB-Chef so. „Um die wirtschaftliche Stabilität in der Währungsunion zu erhalten, brauchen wir eine stärkere Basis in der Finanz-, Fiskal-, und Strukturpolitik“, sagte Draghi. An der soll auch die eigentlich politisch unabhängige EZB mitwirken. Gemeinsam mit Ratspräsident Herman Van Rompuy, Kommissionschef José-Manuel Barroso und Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker entwirft Draghi derzeit eine Vision für die Wirtschafts- und Währungsunion. Präsentiert wird sie beim EU-Gipfel Ende des Monats. Mit oder ohne Griechenland im Euro. (mit Reuters)

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