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Wirtschaft: Größter europäischer Messeveranstalter wird verkauft - Frankfurt zeigt Interesse an Miller Freemann

Auch im Messegeschäft wird der Wettbewerb härter. Die Probleme deutscher Messegesellschaften sind dafür beredtes Zeugnis.

Auch im Messegeschäft wird der Wettbewerb härter. Die Probleme deutscher Messegesellschaften sind dafür beredtes Zeugnis. Die Entscheidung des britischen Medienkonzerns United News & Media, bis zum Sommer das Europageschäft seiner Tochtergesellschaft Miller Freeman zu verkaufen, hat die Branche die Unruhe versetzt und könnte zu erheblichen Verschiebungen führen. Miller Freemann ist schließlich der weltgrößte Messeveranstalter. Hierzulande schielt vor allem die Messe Frankfurt auf das attraktive Unternehmen, das mit seinen 500 Mitarbeitern jährlich rund 300 Millionen Mark umsetzt, in Europa über 100, zum Teil hochkarätige, Fachmessen veranstaltet und rund 50 wichtige Branchen-Publikationen veröffentlicht.

Billig ist Miller Freeman Continental Europe allerdings nicht. Auf 2,5 Milliarden Mark taxieren Insider den Kaufpreis. Zu viel für die Messe Frankfurt. Deswegen setzt Messe-Chef Michael von Zitzewitz, so heißt es in Frankfurt, auf ein Dreiecksgeschäft: Der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann übernimmt Miller Freeman Europe, kümmert sich um dessen Verlagsgeschäft und überträgt die Verantwortung für das Messegeschäft an die Messe Frankfurt.

Offiziell bestätigt werden diese Pläne weder in Frankfurt noch in Gütersloh. Alexander Skipis, Pressesprecher der Messe Frankfurt, verweist auf Bertelsmann. "Wir kommentieren diesen Vorgang nicht", sagt Markus Payer, Pressesprecher bei Bertelsmann. Trotzdem basteln die Manager in England, in Gütersloh und in Frankfurt eifrig an diesem Konstrukt, versichern Insider.

Es wäre das bislang größte Geschäft in der Messebranche und würde den Abstand zwischen Frankfurt und seinen deutschen Konkurrenten in Berlin, Hannover oder Düsseldorf um ein vielfaches größer gestalten als er heute schon ist. Mit einem Jahresumsatz von rund 530 Millionen Mark und einem Vorsteuer-Gewinn von rund 60 Millionen Mark ist die Messe Frankfurt der Welt drittgrößtes Unternehmen der Branche. 1999 kamen zu weltweit 65 von den Frankfurtern organisierten Messen rund 45 000 Aussteller und mehr als 2,9 Millionen Besucher. Vor ihr rangieren nur Miller Freeman Worldwide und die ebenfalls britische Reed Exhibitions Companies. Trotz dieser alles andere als schlechten Position und der durchaus respektablen finanziellen Lage könnte die Messe Frankfurt die Übernahme von Miller Freeman alleine nicht schultern. Zu einem wird derzeit für rund 250 Millionen Mark die neue Messehalle drei mit rund 40 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche gebaut. Zum anderen will und muss Messe-Chef von Zitzewitz sein Unternehmen Internet-fähig machen, weil reale Messen künftig auch online vermarktet oder sogar veranstaltet werden. Auch dafür sind pro Messe Millionenbeträge fällig.

Eben, weil Geld fehlt, ist in Frankfurt wieder einmal die Diskussion über die Privatisierung der Messe aufgeflammt. Diesmal allerdings geht es nicht um einen Verkauf oder Teil-Verkauf der Anteile der Stadt Frankfurt (sie hält 60 Prozent) und des Landes Hessen (40 Prozent), sondern um das Engagement eines dritten, privaten Kapitalgebers. Die Suche laufe, sagt Messe-Pressesprecher Skipis. Die Mehrheit im Frankfurter Stadtparlament hat sich bereits für die Teilprivatisierung ausgesprochen. Den Messeoberen in Frankfurt ist es vermutlich egal, woher das Geld kommt. Ob von Bertelsmann, mit dem die Frankfurter im übrigen in Sachen Internet kooperieren, oder von einem anderen Kapitalgeber. Hauptsache der Deal mit Miller Freeman geht über die Bühne. Denn damit würde die Messe Frankfurt nicht nur ihr Veranstaltungsangebot erheblich erweitern. Sie wäre auch einen scharfen Konkurrenten in Europa los, hätte ihn sogar unter die eigenen Fittiche geholt. Allein in Frankreich hat Miller Freeman einen Marktanteil von 22 Prozent. Hierzulande veranstalten die Briten unter anderem die Equitana, die Weltmesse des Pferdesports, die Fibo, die Weltmesse für Fitness und Freizeit, und die PSI, die internationale Fachmesse für Werbeartikel. Insgesamt sind die Briten derzeit in Deutschland für 14 Messen pro Jahr verantwortlich. Michael Peters, Geschäftsführer der Messe Frankfurt gibt das Interesse denn unumwunden zu. "Es wäre gut, Miller Freeman würde zu uns kommen." Nach Ansicht von Peters reicht es eben nicht aus, bestehende, eigene Messen zu erhalten und zu pflegen. Auch neue Veranstaltungen müssen her. Egal ob eigene oder die eines Konkurrenten.

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