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Groß- und Außenhandel: Aussichten für 2007 zurückhaltend positiv

Trotz des guten Geschäfts im vergangenen Jahr sieht der deutsche Groß- und Außenhandel den kommenden zwölf Monaten nur mit "gebremster Zuversicht" entgegen. Für die Nachfrage im Inland sei eine "konjunkturelle Delle" zu erwarten.

Berlin - Die Branche rechnet in diesem Jahr mit einem Umsatzplus von 5,5 Prozent, wie der Branchenverband BGA mitteilte. Unter Berücksichtigung der Inflation blieben davon nur knapp 3,3 Prozent übrig. Das sei weniger als 2006, als die Branche nach Schätzung des Verbandes mit 744 Milliarden Euro Einnahmen 6,6 Prozent (real 3,6 Prozent) zulegte.

Die Branche profitiere von dem Boom der Weltkonjunktur, der auch auf Deutschland ausstrahle, erklärte der Präsident des Bundesverbandes des Deutschen Groß- und Außenhandels, Anton Börner. Während der Außenhandel sich weiter dynamisch entwickle, bleibe die Nachfrage im Inland die "Achillesferse". Sie aber sei entscheidend, "um auf einen dauerhaften und stetigen Aufwärtstrend zu gelangen". Börner hob hervor, dass der Fiskus den Verbrauchern "durch die massiven Steuererhöhungen rund 23 Milliarden Euro aus ihrem eh schon schmalen Portemonnaie" ziehe. Für den konsumnahen Großhandel sei deshalb mit einer "konjunkturellen Delle" und einem nur geringfügigen realen Umsatzplus zu rechnen.

Aktuelle Lage besser als künftige

Der aktuelle "Großhandelsindikator" als Maßstab für die Stimmung im deutschen Groß- und Außenhandel erreichte laut BGA im zweiten Halbjahr 2006 einen neuen Spitzenwert. Mit 132 Punkten lag er um neun Punkte über dem bisherigen Höchststand von 123 Punkten im Boom-Jahr 2000. Der Indikator zeige jedoch auch, dass die Unternehmen ihre aktuelle Lage besser bewerteten als die künftige, betonte der BGA. Deswegen ist den Angaben zufolge auch eine Abschwächung des Personalaufbaus in der Branche zu erwarten. Während 2006 die Stellenzahl um 16.000 wuchs, werden für dieses Jahr nur 8000 bis 10.000 mehr Jobs erwartet.

Börner forderte von der Regierungskoalition "entschiedenes Handeln" in der Reformpolitik. Die gute Konjunktur verdecke derzeit die bestehenden strukturellen Probleme. Der Durchbruch bei den Reformen für einen flexibleren Arbeitsmarkt, bei der Lösung der strukturellen Probleme der Sozialversicherungen und der Gestaltung eines "modernen und attraktiven Steuerrechts" sei noch nicht erreicht. Mehr als die Hälfte der vom BGA befragten Unternehmen machte den Angaben zufolge ihre Bereitschaft zu mehr Investitionen davon abhängig, wie die geplante Unternehmensteuerreform im Detail aussehen wird. Würden Zinsen und Finanzierungsanteile besteuert, wollen mehr als ein Drittel ihre Investitionen zurückstellen. (tso/AFP)

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