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Wirtschaft: Großauftrag schafft Arbeit bei Bombardier

Deutsche Bahn kauft S-Bahn-Züge für 343 Millionen Euro / Technikkonzern erwartet weitere Bestellungen aus dem Inland

Berlin - Die Beschäftigten von Bombardier im brandenburgischen Hennigsdorf bei Berlin können optimistisch ins neue Jahr gehen. Ein Großauftrag der Deutschen Bahn für neue S-Bahn-Züge bei einem Konsortium aus Bombardier und Alstom wird auch dort für zusätzliche Arbeit sorgen. Insgesamt habe die Bestellung einen Wert von 343 Millionen Euro, teilten die beiden Konzerne am Mittwoch mit. Der Deutschland-Chef von Bombardier Transportation, Klaus Baur, sagte dem Tagesspiegel, der Auftrag sei „ein wichtiger Baustein“ dafür, dass die Beschäftigung in Hennigsdorf bis ins Jahr 2007 hinein gesichert sei (siehe Interview unten).

Bombardier Transportation, eine Tochter des kanadischen Bombardier-Konzerns, hatte in den vergangenen Jahren mit Überkapazitäten und Verlusten zu kämpfen. Immer wieder wurden Werke verkleinert oder geschlossen. Auch Hennigsdorf war von Einschnitten betroffen. Im März wurde dann eine Sanierungsvereinbarung geschlossen. 535 der damals noch 1850 Arbeitsplätze in der Produktion fallen weg. Dafür gibt es eine Standortgarantie bis Ende 2009, die allerdings ab 2007 von einer Mindestauslastung des Werks abhängig ist.

Bei der aktuellen Bestellung der Deutschen Bahn geht es zunächst um 78 vierteilige Triebzüge, von denen 27 in Hennigsdorf entmontiert werden. Bombardier ist Konsortialführer. In der Bestellung enthalten ist auch eine Option auf 72 weitere Züge. Die Auslieferung soll zwischen Frühjahr 2008 und Ende 2010 erfolgen. Die neuen Züge will die Bahn in Nordrhein-Westfalen einsetzen. Der Konzern hatte sich im dortigen Verkehrsvertrag dazu verpflichtet, seine Fahrzeugflotte zu modernisieren und neue Züge zu beschaffen.

Auch für das kommende Jahr rechnet Bombardier trotz der insgesamt angespannten Lage mit größeren Bestellungen aus dem Inland. Deutschlandchef Baur sagte: „Wir hoffen darauf, dass die Deutsche Bahn ihre aufgeschobene Ausschreibung für Dieselloks erneuert. Außerdem wird es in Berlin um neue Straßenbahnen gehen.“ 2005 sei für Bombardier bereits in der Sparte Straßen- und Stadtbahnen ein Rekordjahr gewesen. Das gelte auch für Lokomotiven „dank vieler kleiner und mittlerer Aufträge statt der früher üblichen wenigen Großaufträge“.

Optimistisch sieht man bei Bombardier die Auslandsmärkte – unter anderem Osteuropa. „Es gibt dort überall Ansätze, auch wenn das Volumen noch relativ gering ist“, sagte Baur. Bisher sei die schlechte Schienen-Infrastruktur das Problem gewesen. Das ändere sich aber. „Bombardier profitiert bereits von der Modernisierung der Infrastruktur, weil das Aufträge in unser Entwicklungszentrum für Signaltechnik in Braunschweig bringt“, sagte Baur. Das alles ändere jedoch nichts daran, dass Deutschland mit dem weltweit größten Kunden Deutsche Bahn für Bombardier „von zentraler Bedeutung“ bleibe.

Schwierig ist auch die Situation im Werk Ammendorf in Sachsen-Anhalt. Zum Jahresende wechseln die dortigen Mitarbeiter in eine Beschäftigungsgesellschaft. Bombardier stellt seine Produktion an dem Standort ein. Die Suche nach einem Nachfolge-Investor geht weiter. Baur sagte: „Es gibt Ansätze für eine kleinere Lösung mit etwa 100 Arbeitsplätzen.“ Er sei aber skeptisch, ob eine große Lösung gefunden werde. Es habe viele Vorschläge und Ideen gegeben, aber bisher kein überzeugendes Konzept. „Wir wissen ja, was im Markt geht und was nicht“, sagte Baur. Es dürften bei den Beschäftigten keine falschen Hoffnungen geweckt werden.

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