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Wirtschaft: "Große Kursunterschiede zwischen den Börsen lassen wir nicht zu"

Die Berliner Wertpapierbörse hat es nicht leicht im Konkurrenzkampf mit den anderen bundesdeutschen Plätzen.Besonders Frankfurt (Main) ist der große Konkurrent, der an der Spree auch nicht immer wohlwollend betrachtet wird.

Die Berliner Wertpapierbörse hat es nicht leicht im Konkurrenzkampf mit den anderen bundesdeutschen Plätzen.Besonders Frankfurt (Main) ist der große Konkurrent, der an der Spree auch nicht immer wohlwollend betrachtet wird.Da sind Ideen gefragt, und sie werden aus Berlin geliefert.Man sucht Lücken und Nischen, um zu überleben.Daniel Rhée-Piening sprach mit Claus-Jürgen Diederich, Vorsitzender der Kursmaklerkammer in Berlin und Präsident des Bundesverbandes der Kursmakler an den deutschen Wertpapierbörsen, über die neuesten Vorhaben TAGESSPIEGEL: Die Berliner Wertpapierbörse will ihre Handelszeiten ausdehnen.Für die Makler bedeutet dies mehr Arbeit.Ist Ihnen das recht? DIEDERICH: Mir ist das sogar sehr recht.Als Selbständige arbeiten wir gerne, und außerdem verstehen wir uns als Dienstleister für die Emittenten und die Anleger.Zudem haben wir schon immer die im internationalen Vergleich viel zu kurze Börsenzeit von drei Stunden beklagt.Außerdem arbeiten wir ja hinter den Kulissen, heute nennt man das neudeutsch back office, sowieso bis in die Abendstunden. TAGESSPIEGEL: Was ist der Hintergrund der diskutierten Verlängerung? DIEDERICH:Dem Anleger eine verbesserte Dienstleistung zu bringen, Ihm die Möglichkeit zu geben, von 9 Uhr bis kurz vor 17 Uhr Papiere zu kaufen oder zu verkaufen.Zudem erreichen wir so eine engere Anbindung an die Börsen der amerikanischen Ostküste.Wir überschneiden uns dann für anderthalb Stunden. TAGESSPIEGEL: Wird das Vorhaben von den Gremien genehmigt, oder könnte etwa Frankfurt dies verhindern? DIEDERICH: Ich bin sehr zuversichtlich, daß die zuständigen Gremien im Interesse des Anlegers die Zustimmung erteilen werden.Frankfurt kann dies nicht verhindern, denn die Handelszeiten an den regionalen Börsen werden autonom festgesetzt.Vor der Einführung des Dachskontro hatten wir ja auch schon einmal längere Börsenzeiten am Berliner Platz. TAGESSPIEGEL: Muß der Anleger jetzt genauer aufpassen, an welcher Börse er kauft und verkauft, schließlich steht das Dachskontro in Frage.Es können an den einzelnen, regionalen Börsen also durchaus unterschiedliche Kurse zustande kommen? DIEDERICH: Die Berliner Makler werden auch in Zukunft keine nennenswerte Kursabweichung gegenüber anderen Börsen zulassen.Es ist ja unser Beruf, dem Anleger faire Kurse zu stellen.Geringfügige Kursabweichungen können allerdings auch zu Gunsten des Anlegers sein.Allerdings ist heute auch die elektronische Informationsverbreitung so groß und so gut, daß es nicht mehr zu nenneswerten Abweichungen an den einzelnen Börsenplätzen in Deutschland kommt.Dies wird am deutlichsten daran, daß ein gewinnbringender Arbitrage-Handel heute praktisch so gut wie nicht mehr stattfindet. TAGESSPIEGEL:Was tut die Berliner Börse noch zur Erhöhung der Attraktivität? DIEDERICH: Neben der erwähnten Verlängerung der Handelszeit wollen wir auch den variablen Mindestabschluß abschaffen.Dies bedeutet, daß jeder kleine oder mittlere Anleger in Zukunft mit jeder Ordergröße - und sei dies auch nur ein Stück - am variablen Handel teilnehmen kann.Das heißt aber nicht, daß der traditionelle Kassakurs am Berliner Platz abgeschafft wird.

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