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Wirtschaft: Großreinemachen an der Wall Street

US-Börse, Finanzmarktaufsicht und Investmentbanken wollen Interessenkonflikte beseitigen

Von Walter Pfaeffle, New York

Eine Gruppe führender amerikanischer Finanzkonzerne und ihre Aufseher in New York und Washington wollen im Geldgewerbe so schnell wie möglich eine klare Trennung zwischen Investmentbankern und Wertpapieranalysten erzielen. Der Grund sind peinliche Interessenkonflikte. Angeführt wird die am Freitag angekündigte Offensive von dem kampfeslustigen New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer und dem Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC, Harvey Pitt, in Washington.

In Zusammenarbeit mit der Leitbörse New York Stock Exchange und dem Bundesverband der Wertpapierhändler NASD, der die Computerbörse Nasdaq überwacht, soll ein gemeinsamer Weg gefunden werden, die sich häufenden Ermittlungen gegen das Finanzgewerbe einzustellen.

Vor allem Citigroup steht wegen angeblicher Interessenkonflikte bei ihrer Investmentbanktochter Salomon Smith Barney unter Beschuss. Am 27. September hatte Citigroup der SEC eine Trennung ihrer Investmentbank und der Analysebereiche angeboten. Der weltgrößte Anbieter von Finanzdienstleistungen stellt aber die Bedingung, dass die ganze Branche mitmacht, damit keine Wettbewerbsnachteile entstehen. Die Investmentbank Goldman Sachs arbeitet nach Informationen des Wirtschaftsmagazins „Business Week“ mit anderen Top-Bankern an einem ähnlichen neuen Regelwerk.

Wie schnell es Spitzer und Pitt gelingen wird, mit den Banken einen gemeinsamen Nenner zu finden, ist wegen des angespannten Verhältnisses zwischen den beiden Männern und des weiterhin starken Einflusses der Hochfinanz auf die Politik nicht absehbar. Kritiker werfen Spitzer vor, gegen die Investmentbanken eine Hexenjagd zu betreiben, und die SEC ärgert sich darüber, dass er zu stark in ihren Bereich eingreift. Doch die Öffentlichkeit fordert nach zahlreichen Unternehmensskandalen harte Strafen und das Ende für fragwürdige Praktiken. Die Ermittler haben unter anderem entdeckt, dass Analysten dem Publikum Aktien zum Kauf empfohlen haben, die sie intern auf der „Shit- Liste“ führten.

Und vorige Woche kam Goldman Sachs ins Gerede: Die Bank habe 21 Spitzenmanagern bei lukrativen Börsengängen bevorzugt Aktien zugeteilt, die sie dann zu hohen Gewinnen schnell wieder verkauft hätten.

Auch wenn jetzt ein Pakt vorgeschlagen wurde, Spitzer wird die Citigroup wahrscheinlich verklagen oder hohe Geldstrafen fordern. Und eine schnelle Einigung ist auch unwahrscheinlich, weil die Aufseher der einzelnen Bundesstaaten und die Anwälte geschädigter Investoren ihre Ermittlungen gegen Banken und Broker nicht einfach fallen lassen. Die von Citigroup vorgeschlagene Trennung der Investmentbanking- und Forschungszweige bietet laut Experten keine Gewähr für die plötzliche Objektivität der Analysten. Und viele Investmentbanken, die sich weniger schuldig fühlen als Citigroup und Merrill Lynch, werden einer Pauschalbestrafung kaum zustimmen.

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