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Der gebürtige Hamburger Rüdiger Grube leitet seit Mai 2009 die Deutsche Bahn.

© dpa

Grube will mehr Geld: Bahn-Chef droht mit Brückensperrungen

Rüdiger Grube, der Chef der Deutschen Bahn, droht mit der Sperrung veralteter Brücken. Das dürfte zu massiven Verspätungen im Netz führen. Das ließe sich abwenden - wenn der Staatskonzern mehr Geld vom Bund erhält, legt der Manager nahe.

Düsseldorf - Im deutschen Schienennetz drohen wegen der veralteten Infrastruktur Brückensperrungen. „Ja, leider sind wir nicht mehr weit davon entfernt“, sagte Bahn-Chef Rüdiger Grube der am Montag erscheinenden „Wirtschaftswoche“. „Im Schnitt hält eine Brücke hundert Jahre lang. Fast jede dritte der 25 000 Eisenbahnbrücken in Deutschland ist aber älter“, sagte Grube.

„Bei 1400 Brücken besteht dringender Sanierungsbedarf“. Mit der derzeitigen Finanzausstattung sei aber nur die Sanierung von 125 Brücken pro Jahr möglich. „Das Geld reicht nicht. Und die Folgen einer Sperrung wären dramatisch.“ Die Bahn habe das Szenario am Beispiel einer wichtigen Brücke im Frankfurter Hauptbahnhof berechnet und verheerende Folgen für den Bahnverkehr ermittelt, sagte Grube. „Dadurch wäre das gesamte Netz in Deutschland betroffen, weil Züge aus Hamburg, Berlin und Dresden umgeleitet werden müssten. Wir würden auf einen Schlag pro Tag 33 000 Verspätungsminuten ansammeln. Das wären rund 130 Prozent mehr als an einem durchschnittlichen Tag.“

Den Sanierungsstau bei der Bahn bezifferte Grube auf inzwischen 30 Milliarden Euro. „Allein ein Drittel unserer 3397 Stellwerke stammt noch aus Kaiserzeiten.“ Das Durchschnittsalter liege bei 47 Jahren. Grube forderte zusätzliche Mittel vom Bund: Die Bahn brauche „1,2 Milliarden Euro mehr pro Jahr für das bestehende Schienennetz“, sagte er. Derzeit investieren Bund und Bahn rund drei Milliarden Euro ins Netz.

Unwetter und hohe Kosten schmälern laut Grube die Gewinne der Deutschen Bahn. Der Konzern wird demnach sein zuletzt genanntes Gewinnziel von 2,6 Milliarden Euro deutlich verfehlen. „2012 hatten wir ein Spitzenjahr. Das werden wir 2013 nicht erreichen“, sagte er. „Beim Umsatz liegen wir zwar auf Vorjahresniveau, aber im Ergebnis zeigen sich Spuren.“ Zum Jahresende erwarte der Konzern aber immer noch ein Ergebnis von über zwei Milliarden Euro.

Das Ergebnis werde zum Beispiel durch höhere Personalkosten belastet. Und die witterungsbedingten Schäden summierten sich in diesem Jahr – ohneHochwasser – auf mehr als hundert Millionen Euro. Dies sei ein „trauriger Rekord“. Das Elbehochwasser habe einen dreistelligen Millionenbetrag gekostet. Für die Energiewende zahle man zudem fast hundert Millionen Euro pro Jahr, klagte Grube. Wenn für die Eisenbahn in Deutschland ein hoher dreistelliger Millionenbetrag dazukäme, wie manche forderten, würde sich das „sofort in deutlich höheren Ticketpreisen niederschlagen“.

Der Manager teilte zudem mit, dass sein Unternehmen noch länger auf dringend benötigte Fernverkehrszüge warten muss. 27 bei Bombardier bestellte Intercity-Doppelstockzüge würden wahrscheinlich erst in der zweiten Jahreshälfte 2015 geliefert. Eigentlich war die Lieferung für Ende 2013 vorgesehen. Ein Bombardier-Sprecher war am Samstag zunächst nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Auch bei der Auslieferung von 17 ICE-Hochgeschwindigkeitszügen von Siemens hat die Bahn mit Verzögerungen zu kämpfen. AFP/rtr

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