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Christine Lagarde spricht sich für eine grüne Geldpolitik aus.

© Boris Roessler/dpa

Grüne Geldpolitik bei der EZB: Lagarde will jeden Anleihekauf darauf prüfen, „ob er den Klimawandel bekämpft“

Aktivisten fordern schon lange, dass die EZB ihre Gelder für den Klimaschutz einsetzen soll. Deren Chefin scheint das nun genauso zu sehen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) will ihre Geldpolitik nachhaltiger ausrichten. In einem Interview mit der „Financial Times“ kündigte die EZB-Präsidentin Christine Lagarde an, alle Geschäfte der Zentralbank – inklusive des Anleihekaufprogramms – dahingehend zu prüfen, „ob sie den Klimawandel bekämpfen. Denn am Ende des Tages entscheidet das Geld“.

„Ich möchte jeden möglichen Weg erkunden, um den Klimawandel zu behindern“, sagte sie der Zeitung weiter. Die Coronakrise habe an der Notwendigkeit des Kampfes gegen den Klimawandel nichts geändert. Damit wäre die EZB die erste große Zentralbank der Welt, die mit einem Anleihekaufprogramm explizit Nachhaltigkeitsziele unterstützen will.

Aktivisten hatten Lagarde schon länger aufgefordert, keine Gelder mehr in sogenannte „braune“ Anlagen fließen zu lassen, von denen die auf fossiler Energiegewinnung basierende Industrie profitiert. Dieser Forderung steht allerdings die Argumentation gegenüber, dass Notenbanken sich nur auf die Geldwertstabilisierung konzentrieren sollen; Politik oder die Förderung bestimmter Wirtschaftszweige hingegen über ihr Mandat hinausgehen.

Dass die Finanzwirtschaft mit Steuerung ihrer Investitionen allerdings großen Einfluss auf den Kampf gegen den Klimawandel ausüben kann, haben auch private Institutionen erkannt. Der Großanleger Blackrock beispielsweise hatte im vergangenen Jahr ebenfalls angekündigt, vermehrt auf grüne Investitionen zu setzen.

Lagarde sprach in dem Interview indirekt auch über die deutsche Wirtschaft und deren Exportabhängigkeit. "Das ganze Geflecht von Beziehungen und Geschäftsmodellen der Länder wird überarbeitet werden müssen", sagte sie. "Länder können nicht einzig vom Handel leben." Es könne gut sein, dass die Coronakrise unsere Wahrnehmung von Globalisierung, Nähe, kurzen Lieferketten und der Kontrolle über das eigene Schicksal deutlich verändere.

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