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Auch wenn sich die Einkaufsgewohnheiten nicht ändern, wird die Summe auf der Rechnung

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Grüne Woche: 2013 wird das Essen teurer

Im Vorfeld der Grünen Woche kündigen Bauern und Lebensmittelhersteller höhere Preise an. Öko-Landwirte fordern, der Konkurrenz die staatlichen Hilfen zu kürzen.

Es sah noch etwas ungelenk aus, wie der neue Berliner Messechef Christian Göke das kleine Lämmchen auf dem Arm hielt. Gemeinsam mit dem neuen Bauernpräsidenten Joachim Rukwied und dem Chef der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, Jürgen Abraham, posierte er am Mittwoch mit dem Tier im Vorfeld der weltgrößten Ernährungsmesse „Grüne Woche“ in Berlin. Die hat in diesem Jahr wieder den Rekord des Vorjahres gebrochen: 1630 Aussteller aus 67 Ländern präsentieren sich in den Messehallen der Hauptstadt, 400 000 Besucher werden erwartet. Und erstmals seit 1983 besucht auch wieder ein deutscher Regierungschef die Grüne Woche: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt am Freitag am Eröffnungsrundgang teil.

Unterdessen kündigten Landwirte und die Ernährungsindustrie steigende Preise an. „In 2013 werden wir einen moderaten Anstieg von zwei bis drei Prozent haben“, sagte der BVE-Vorsitzende Abraham mit Blick auf den „gestiegenen Margendruck“ durch höhere Energie- und Logistikkosten. Für die Verbraucher muss das aber nicht bedeuten, dass Lebensmittel im Supermarkt teurer werden. Denn es ist offen, ob auch der Handel die Preise erhöht.

Erlebniswelt zum Anfassen. Bauernpräsident Joachim Rukwied mit Elsa, der Werbekuh der Grünen Woche.
Erlebniswelt zum Anfassen. Bauernpräsident Joachim Rukwied mit Elsa, der Werbekuh der Grünen Woche.

© dpa

2012 waren allerdings die Verbraucherpreise für Lebensmittel und alkoholfreie Getränke nach Angaben des Statistischen Bundesamts um 3,1 Prozent gestiegen – und damit stärker als die Inflationsrate. „Die Zeiten, als Lebensmittel ein Inflationshemmer waren, sind möglicherweise vorbei“, sagte Bauernpräsident Rukwied. Der Umsatz der Ernährungsindustrie erhöhte sich im vergangenen Jahr nominal um 4,1 Prozent auf 170 Milliarden Euro, preisbereinigt blieb auf Jahressicht noch ein Plus von 0,7 Prozent. Der Erlös aus Exporten legte nominal um 11,4 Prozent auf 53,4 Milliarden Euro zu und macht damit mittlerweile fast ein Drittel der gesamten Umsätze der Branche aus. Besonders gefragt im Ausland waren dem Verband zufolge Fleisch- und Milcherzeugnisse sowie Süßwaren.

Lebensmittel aus Deutschland stünden für hohe Qualität und Sicherheit und würden zunehmend auch außerhalb der EU nachgefragt, sagte Abraham. Die USA, Russland und die Schweiz seien dabei die wichtigsten Wachstumsmärkte. Für 2013 zeigen sich Bauern und Lebensmittelindustrie zuversichtlich. „Die Agrarmärkte entwickeln sich stabil“, sagte Rukwied. Der BVE rechnet mit einem nominalen Umsatzwachstum von drei Prozent. Neben dem Auslandsgeschäft setzen die Hersteller dabei auch auf den Trend zu hochwertigen, teureren Lebensmitteln. „Die Menschen ernähren sich zunehmend gesund und gut“, sagte Abraham.

Der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) übte dagegen scharfe Kritik: Deutschlands heutige Landwirtschaft trage massiv zum Klimawandel bei und beeinträchtige die Biodiversität, sagte der BÖLW-Vorsitzende Felix Prinz zu Löwenstein. „Wir brauchen 100 Prozent ökologische Landwirtschaft, und zwar schnell.“ Dafür fordert der Verband einen Abbau landwirtschaftlicher Subventionen und eine strenge Regulierung des Handels mit Agrarrohstoffen an den Warenterminbörsen.

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